Kunstexpertin Petra Brennenstuhl kritisiert Umgang mit Exponaten

Kunstexpertin Petra Brennenstuhl kritisiert Umgang mit ExponatenStadthistorie in ungeeigneten Depots
VON GUNTER HELD (Neue Westfälische vom 31.01.2007)

Herford. „Ich war schockiert, zu sehen, wie hier mit Steuergeldern umgegangen wird“, sagt Petra Brennenstuhl. Die Kunsthistorikerin und Restauratorin war mit dabei, als sich der Kultur-Beirat am Montag die Depots der stadtgeschichtlichen Sammlung angeschaut hat.

„Das ist zum Teil Sperrmüll, was in den Depots liegt“, urteilt sie. Wie mehrere Beiratsmitglider auch fragt sich die Expertin, warum so viele Stühle aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der Sammlung sein müssen. „Da reichen doch zwei. Der Rest bindet nur Platz, wird nie restauriert, weil es zu teuer ist und vergammelt“. Haushaltsmittel für die Pflege der Sammlung standen in Herford bislang nicht zur Verfügung“, verteidigt sich die zuständige Kuratorin Sonja Langkafel.

„Alle diese Gegenstände bleiben für immer städtisches Eigentum, werden in einem städtischen Lokal aufbewahrt, stehen unter der Oberaufsicht der Stadtbehörden und werden dem Publikum zur Schau und Belehrung zugänglich gemacht.“ So steht es in den Statuten des Herforder Vereins für Altertümer vom 2. November 1882. Doch die Stadt beschränkte ihre Verantwortung auf die Bezahlung der Depotmiete. Mitte der 90er Jahre gab es zwar Geld zur Dokumentation der Möbel und Gemälde – nicht aber für das Sauberhalten der Objekte. „Natürlich haben wir immer wieder Forderungen gestellt“, sagte Langkafel. Das Depot, in dem die Holzbalken, Truhen, Steinsachen und Gartenzäune landeten, lässt sich nicht einmal beheizen. „Doch für ein anderes Gebäude war kein Geld da“, sagt die Kuratorin.

Für Petra Brennenstuhl ist unverständlich, dass die Objekte in einem der Depots immer noch in Plastikfolie verpackt sind. „Das ist Basiswissen aus jedem Lehrbuch für Restaurierungen: Die Folie muss so schnell wie möglich wieder ab. Erstens bildet sich Kondenswasser, zweitens wandern die Giftstoffe aus dem Plastik ins Holz.“ Die unzulängliche Lagerung begleitet die 125-jährige Geschichte der Sammlung, sagt Langkafel. Das Depot im Telekom-Haus wäre ein Quantensprung.

Der wäre auch dringend notwendig, ist Petra Brennenstuhl überzeugt. „In einem feuchten, ungeheizten Depot stehen Polstermöbel, die nicht abgedeckt sind. Da setzt sich doch Schimmel rein.“ Eine Restaurierung würde bald keinen Sinn mehr machen.

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