Warum das O keine Null ist

Herford,14. Jan. 2011  Bürgeranhörung um einen umstrittenen Buchstaben

VON HARTMUT BRANDTMANN (NW)

Die wechselnden Botschaften! Montage: Kiel-Steinkamp

„O! wie lecker.herford“ steht auf den Schokoladentafeln. Sie lagen als Appetitmacher auf das neue Herford-Logo auf allen Plätzen im Ratssaal. Viele mögen oder verstehen das ominöse O nicht. Eine Bürgeranhörung sollte nun Klärung bringen, Verständnis und Neugier wecken.

„Die wahre Stärke einer Marke ist, den Mut zu haben, es anders zu machen, als die anderen.“ So formulierte die Fachfrau Dorothea Frommberger die Kernthese des Marketing. Doch Herford habe nicht den Mut gehabt, sich zum Erreichten zu bekennen. Dabei sei Herford „überraschend mutig“. Als Beweis nannte sie den Linnenbauer-Spielplatz vor der Senioren-Residenz, die Kürbispyramide, natürlich MARTa und die „hidden Champions“, die Wirtschaftsunternehmen, die bedeutsamer sind als allgemein bekannt.

Brax ist so eine Marke. Deren Marketing-Leiter Marc Freiberg beschrieb, wie der Markenname, der von „Bracae“ (lateinisch „Hose“) stammt, seinen neuzeitlichen Zusatz „feel good“ bekam: „Der Brax-Chef stand unter der Dusche und hörte den Song: I feel good“. Brax könne jetzt das neue Stadt-Logo einarbeiten: „O! wie anziehend“, schlug Freiberger augenzwinkernd vor.

So zufällig entstand das Herford-Logo nicht. Es wurde in einem „Positionierungsworkshop“ unter der Leitung von Dorothea Frommberger konzipiert. Die Wuppertaler Agentur wppt hat die „Wort-Bild-Marke für das Überraschende“ entwickelt.

Nach mehr als einer Stunde der Darstellungen und Definitionen war für die mehr als 40 Gäste die Diskussion freigegeben. Hans-Joachim Zedler, der Vorsitzende des Stadtsportverbandes, ist eine Multiplikator für 19.000 Sportler in 66 Vereinen. „Wir begrüßen das Logo. Schön wäre es, wenn die Sportler es bei Auswärtsspielen auf den Trikots trügen.“ Für den Ratsherrn Heinz-Günther Scheffer „bedarf es vieler Worte, das Logo schön zu reden“. Den Vorschlag, die Silhouette des MARTa mit hineinzunehmen, lehnte Dorothea Frommberger mit der Begründung ab: „Das Logo ist dann eingeengt. Das O! aber ist ein offenes System.“ Paul-Otto Walter, Stadtführer und ehemaliger Lehrer, hätte gerne ein „h“ hinter dem O, damit es nicht wie eine Null aussieht. Die Begründung für das fehlende „h“ ist subtil: Mit dem „h“ werde das O klanglich nach unten gezogen, wie ein Ausdruck des Bedauerns. Und das Ausrufezeichen mache aus der Null ein O.

Daniel Brumberg (Bürger für Herford) forderte, was er schon in der Pylonen-Diskussion gefordert hatte: eine frühe Bürgerbeteiligung. „Die Bürger können sich durchaus noch beteiligen: als Botschafter des Logos und der Stadt“, lautet der weiterführende Appell der Fachfrau. Der Moderator, Bürgermeister Bruno Wollbrink, relativierte die mitunter kleinteilige Diskussion: „Ein noch so großes Logo kann nicht ersetzen, was an Leistung dahinter stehen muss.“

Ein freundliches Grün ist die bestimmende Farbe. Doch wenn die Stadt ihre Gebührenbescheide verschickt, ist das Logo auf dem Briefkopf schwarz. „Das ist nicht so prickelnd“ , meint nicht nur der Bürgermeister.