Herford, 17. Juni 2011 Warten auf Gundlach
Von Ralf M e i s t e s, Herforder Kreisblatt
Ja, Nein, Ja, Nein – die Planung eines Einkaufszentrums auf dem ehemaligen Kaufhof-Gelände entwickelt sich zum Geduldsspiel. Vor allem für die umliegenden Einzelhändler, die sich von dem neuen Zentrum einen Schub für die Innenstadt versprechen.
Weitere sechs Monate hat der Investor Gundlach jetzt Zeit, um seine Vision des Hanse-Carree zwischen Brüderstraße/Klosterstraße/Höckerstraße und An der Bowerre doch noch umzusetzen.
Sechs Monate, um potenzielle Mieter für die 8000 Quadratmeter Mietfläche zu finden. Eigentlich sollte dieser Prozess bis zum 30. Juni abgeschlossen sein, doch Herfords Politiker hatten mangels Alternative keine andere Wahl, als dieser Verlängerung zuzustimmen.
Überraschend ist dabei allerdings, dass eine solche, für die städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt eminent wichtige Frage, erneut in nicht-öffentlicher Sitzung des HVV Aufsichtsrats getroffen wurde. Ein solches Vorgehen bestärkt nur den Eindruck, dass ein kleiner politischer Zirkel ohne öffentliche Debatte Beschlüsse über wesentliche Fragen der Stadt fasst.
Die Folge: Gründe für Entscheidungen lassen sich nicht nachvollziehen, unterschiedliche Positionen der Parteien werden nicht mehr deutlich, das öffentliche Interesse an politischen Entscheidung in Herford wird weiter abnehmen.
Medien bleibt angesichts des Ausschlusses der Öffentlichkeit nichts anderes übrig, als auf Gerüchte zurückzugreifen. Sollte es beispielsweise zutreffen, dass Gundlach-Projektleiter Dr. Markus Böger in nichtöffentlicher HVV-Sitzung erklärt hat, ein solches Unterfangen wie die Kaufhof-Entwicklung nehme in der Regel drei bis vier Jahre Planungszeit in Anspruch, so ist das schon ein starkes Stück.
Denn der Hauptgrund dafür, dass im Mai 2010 der Zuschlag für die Planung an Gundlach ging, lag in der kurzen Umsetzungszeit, die das Unternehmen aus Hannover prognostiziert hatte.
Es ist schon bezeichnend, dass nicht der Bürgermeister oder die Pressestelle der Stadt Auskunft über den Aufschub für Gundlach gegeben haben, sondern das Unternehmen aus dem fernen Hannover.
Die Stadt Herford hat das Grundstück samt Gebäude im Jahr 2010 für 3,1 Millionen Euro (wohlgemerkt Gelder der öffentlichen Hand) gekauft und das Grundstück wird an die Stadt zurückfallen, sollte das Unternehmen Gundlach am Jahresende zu dem Entschluss kommen, das Projekt nicht fortzuführen.
Die Stadtverwaltung wird allerdings nicht darum herumkommen, wesentliche Fragen in den kommenden Tagen zu beantworten. Etwa die, ob angesichts der Unsicherheit rund um das Gundlach-Projekt die Stadt wieder Kontakt zu den übrigen fünf potenziellen Investoren aufnimmt, die im Juni 2010 ihr Interesse an der Entwicklung des Kaufhof-Areals bekundet haben.
Auch muss die Frage erlaubt sein, was denn in den kommenden sechs Monaten besser laufen soll als in den zurückliegenden, um das Projekt Hanse-Carree doch noch zu realisieren?
Die Stadt Herford kann für ein Projekt wie das Einkaufszentrum nur günstige Rahmenbedingungen schaffen. Wenn dann ein Projektentwickler wie die ITG im Jahr 2009 das Vorhaben kippt oder sich Verhandlungen wie im jetzigen Fall hinziehen, hat sie wenig Handlungsmöglichkeiten.
Allerdings muss sie dafür Sorge tragen, dass eine breite Öffentlichkeit über den Entwicklungsstand informiert wird. Das wurde in diesem Fall versäumt.
Seit 11 Jahren wurden immer wieder bunte Pläne für die Nutzung des Kaufhof-Gebäudes vorgelegt.
Auch im Jahr 2011 bleibt nur das Prinzip Hoffnung, dass aus diesen Plänen irgendwann Realität wird.