Herforder Kreisblatt: Herford ist Pylonen-Stadt

Von Hartmut Horstmann

Zwei Stelzenläufer bereicherten das Festprogramm am Herforder Bergertor. Die Großkreuzung war sechs Stunden für den Verkehr gesperrt. Bis zu 8000 Menschen haben sich laut Veranstalter an der »Pömpel-Party« beteiligt. Foto: Moritz Winde

Herford, 01. Nov. 2010 (WB). Erst der Bürgerentscheid, dann das Bürgerfest: In unerwartet entspannter Atmosphäre haben am Samstag Tausende die Enthüllung der umstrittenen Groß-Pylonen des amerikanischen Künstlers Dennis Oppenheim in Herford gefeiert.

Zu keinem Zeitpunkt war dem Fest anzumerken, dass es um die 5,50 Meter hohen Arbeiten noch vor Monaten hitzig-verbissene Debatten gegeben hatte. Diese hatten zum ersten Bürgerentscheid über Kunst im öffentlichen Raum in NRW geführt.

Auch Lothar Wienböker (FDP), der den Bürgerentscheid unterstützt hatte, nahm an dem Fest teil und sagte über die neu aufgestellten Großkegel: »Mich stören sie nicht.« Bei vielen Bürgerfestlern ist die Vergangenheit allerdings noch präsent. Kaum hat man die Verwunderung verarbeitet, dass die Pylonen doch vergleichsweise zierlich ausfallen, folgt schon der Nachsatz: »Und darum hat es das ganze Theater gegeben?«

In äußerst guter Stimmung war der sonst zurückhaltende Dennis Oppenheim. Auf den Einwand, die 5,50 Meter großen Pylonen seien noch zu klein, witzelte er: »Kann sein. Dann stellen wir in zehn Jahren größere auf.« Angetan zeigt er sich von der Idee, seine Herforder Kegel mit Hilfe einer Webcam auch in New York sehen zu können: »It would be nice.«

Bevor die Pylonen enthüllt wurden und die Party mit Musik, Feuerspucker und Glühwein begann, standen Reden auf dem Programm. Es sprachen Bürgermeister Bruno Wollbrink, MARTa-Gründungsdirektor Jan Hoet und Dennis Oppenheim. Während das Stadtoberhaupt die Hoffnung äußerte, die Gegner sollten ihren Frieden mit den Pömpeln schließen, verkündete Hoet: »Ich bin nicht da, um mich mit meinen Gegnern zu versöhnen.« Nach der Rede fügte er hinzu: »Ein bisschen Provokation, das erwartet man von mir.« Über die »Safety Cones« äußerte er, diese seien da, um den Platz zu betonen.

Dabei rief Hoet in Erinnerung, dass von dem alten Bergertor, von Kleinbahn und Fachwerkhäusern, nichts geblieben sei. Zu den Gästen von außerhalb zählte der Paderborner Bildhauer Winfried Hagebölling, der mit seinen Rostskulpturen im öffentlichen Raum oft provoziert. Am Samstag trug er sich in eine Liste der Herforder Stadttorfreunde ein – gerührt über den Empfang, den die Bürger dem Künstler Dennis Oppenheim bereitet haben.