Pläne für Kaufhof-Gelände gescheitert

Herford, 21. März 2012  Investor zieht sich zurück, nachdem zwei große Mieter abgesagt haben / Politik berät im Hauptausschuss
VON BARBARA GLOSEMEYER, Neue Westfälische

Bleibt ein Schandfleck | FOTO: KIEL-STEINKAMP

Die Nachricht ging um wie ein Lauffeuer. Am späten Nachmittag machte es Bürgermeister Bruno Wollbrink im Hauptausschuss offiziell: Das Hanse-Carree-Projekt für das ehemalige Kaufhof-Gelände ist „gestorben“. Der Investor, die Firma Gundlach aus Hannover, gibt die Pläne auf, nachdem zwei große Miet-Interessenten abgesagt hatten.
„Das ist bedauerlich, denn nach wie vor steht fest“, so Wollbrink, „dass hier etwas geschehen muss.“ Man müsse aber zur Kenntnis nehmen, dass das Areal schwierig zu vermarkten sei. Die Stadt habe bereits mit ehemals interessierten Investoren wieder Kontakt aufgenommen. Zugleich machte der Bürgermeister deutlich, dass keine Vorentscheidung ohne die Politik getroffen werde.

Schon in der kommenden Woche soll eine Arbeitsgruppe die Weichen für das weitere Vorgehen stellen. Man müsse aber auch bereit sein, über alternative Nutzungen nachzudenken.

Der Herforder Architekt und Initiator des Hanse-Carree, Karsten Schlattmeier, bedauert die Entscheidung sehr: „Wir haben viel Arbeit und Herzblut in das Projekt gesteckt. Das Konzept halten wir immer noch für gut. Es ist die wirtschaftliche Abwägung der Gesellschafter der Firma Gundlach. Die Entscheidung trifft der, der das finanzielle Risiko trägt. Dem müssen wir uns beugen.“ Gundlach-Prokurist Dr. Markus Böger wollte sich gestern nicht äußern.

Als „verheerende Nachricht“ und „schwarzen Tag für die Innenstadt-Entwicklung“ bezeichneten Politiker das neuerliche Aus für das Kaufhof-Areal. FDP- und CDU-Ausschussmitglieder verwiesen allerdings sogleich auf Fehler der Verwaltung in diesem Prozess: Obwohl sich vor zwei Jahren sechs potenzielle Investoren beworben hätten, sei von der Verwaltung sehr schnell die „kleine Lösung“ der Firma Gundlach mit Beteiligung eines heimischen Architekten favorisiert worden.

„Nur um Parteiengezänk“ zu vermeiden, so Bärbel Müller (CDU), hätten CDU und FDP damals dem Verwaltungsvorschlag zugestimmt. Lothar Wienböker (FDP) sieht es genauso: „Nicht die Vermarktung ist schwierig, sondern die Wahl des richtigen Investors.“ Angela Schmalhorst (Grüne) regte an, sich von der Firma die Gründe für das Scheitern erläutern zu lassen und „nichts übers Knie zu brechen“.

Andreas Rödel (SPD) warnte stattdessen davor, wie „Hans hinter der goldenen Gans“ herzulaufen. Das Scheitern der Pläne habe etwas mit dem Bedarf zu tun, der vielleicht nicht vorhanden sei. Rödel erinnerte auch daran, dass der Kaufhof, – den die Bevölkerung ja unbedingt wieder haben wollte – nicht geschlossen wurde, weil jeden Abend „Lkw-Ladungen voller Geld“ herausgetragen werden mussten. Er warb darum, sich Alternativ-Lösungen zu öffnen.

Ähnlich sieht es auch Heinz-Günther Scheffer (Liste 2004): „Wir müssen doch nicht glauben, dass ein neuer Investor jetzt den Marshall-Plan in der Tasche hat.“ Irgendwann sei ein Nachbessern nicht mehr möglich, alle Investoren hätten immer die gleiche Auswahl von Mietinteressenten unter den Filialisten für ein solches Objekt.

Die gesamtwirtschaftlich schwierige Entwicklung der letzten 15 Jahre mit einer Weltwirtschaftskrise hat Ralf Grebe (CDU) im Blick: „Wenn keine großen Mieter da sind, ist das Objekt nicht zu realisieren. Das ist überall in Deutschland so.“

S. dazu auch http://www.liste2004.de/press/beantwortung-der-ratsanfragen-der-freien-waehler-herfords-zum-ehem-kaufhof-areal.

Info
Leerstand seit 12 Jahren

Schon im Sommer 1973 hieß es: „Freu Dich auf Kaufhof“. Am 30. August war es soweit, das Gebäude am Standort des ehrwürdigen Friedrichs-Gymnasiums öffnete seine Pforten.

Nach immer schlechter laufenden Geschäften zog die Geschäftsleitung zur Jahrtausendwende die Reißleine – und schloss das Kaufhaus.

Seit mittlerweile 12 Jahren steht das Gebäude zwischen Gehrenberg, Brüderstraße und Bowerre zum größten Teil leer. Für die Herforder ein städtebaulicher Schandfleck.

Seit dieser Zeit bemühen sich Verwaltung und Politik um eine Lösung des Problems.

Nachdem der Projektentwickler ITG vor drei Jahren seine Pläne aufgab, das Gebäude abzureißen und an seiner Stelle eine „kleine Einkaufshalle“ nach US-Vorbild zu schaffen, hatte die Politik sechs potenzielle Interessenten in einem Wettbewerb gefunden.

Der Zuschlag ging dann an das Immobilienunternehmen Gundlach (Hannover) und den Herforder Architekten Karsten Schlattmeier. Am 28. Mai 2010 präsentierten sie ihre Pläne. Sie strebten eine „kleine Lösung“ an – wollten das Kaufhof-Gebäude modernisieren, nicht mehr komplett abreißen. Durch die kostengünstigeren Umbauten des Baukörpers sollten günstigere Mieten möglich werden.

Der Umbau des Areals sollte eigentlich schon im Sommer 2011 beginnen, verzögerte sich immer wieder – bis zum Aus am 20. März 2012. (toha)