Presseberichterstattung vom 10. März 2010 zum BV „Höckerstraße 3 u. 5“

Herford, 10. März 2010      Herfords „Bruchbode“ steht vor dem Abriss
Das NRW-Ministerium für Bauen und Verkehr hat den Denkmalschutz des Gebäudes aufgehoben und damit den Abriss ermöglicht. Entstehen soll dafür ein Einkaufsgeschäft mit Glasfassade.

Von Moritz Winde

Herford (HK). Die Entscheidung ist gefallen: Das Ministerium für Bauen und Verkehr hat den Denkmalschutz für das Haus Höckerstraße 5 aufgehoben. Damit steht einem Abriss des ehemaligen Wittekindkinos nichts mehr im Weg. Schon in einem halben Jahr könnten die Bagger anrollen.

Zumindest, wenn es nach dem Investor Lührs City-Bau aus Stade geht. Prokurist Andreas Zimmermann hat sich gestern über den Beschluss aus Düsseldorf zufrieden gezeigt. »Diese positive Wendung ist erfreulich. Jetzt können wir mit den Arbeiten beginnen.« Wie berichtet, wollte der Projektentwickler die Häuser Höckerstraße 3 und 5 abreißen, um dort ein modernes Einkaufsgeschäft entstehen zu lassen. Bislang waren diese Pläne jedoch wegen des Denkmalschutzes des im 16. Jahrhundert erbauten Hauses Nummer 5 nicht realisierbar. Denkmalschützer, unter ihnen der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, hielten vor allem eine mutmaßlich barocke Treppe für schützenswert.

Nach dem Ministerentscheid ist der Kampf um Herfords berühmteste »Bruchbude« nun entschieden. »Der Abrissantrag wird in den nächsten Tagen genehmigt«, bestätigte der städtische Baudezernent Dr. Peter Maria Böhm prompt. Die Abbruch-Erlaubnis begründete Ministeriumssprecher Stephan Heuschen gestern so: »Der Erhalt des Denkmals und die Nutzung in der bisherigen Weise sind nicht zumutbar. Zur Herstellung der Wirtschaftlichkeit müssten öffentliche Zuwendungen entweder als einmalige Sanierungsförderung in Höhe von etwa 1,1 Millionen Euro oder als laufender Betriebskostenzuschuss in Höhe von etwa 80 000 Euro jährlich gewährt werden. Diese Fördermittel stehen nicht zur Verfügung.« Auch eine andere zulässige Nutzung sei nicht erkennbar. Raban Woryna, Eigentümer des Hauses Höckerstraße 5, begrüßte die Entscheidung. »Nun kann ich endlich verkaufen.« Zehn Jahre habe seine Familie gekämpft, um eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Aus eigenen Mitteln habe Woryna das Gebäude, das sich zuletzt in einem desolaten Zustand befand, nicht sanieren können.

Bürgermeister Bruno Wollbrink sieht die Aufhebung des Denkmalschutzes als ein wichtiges Signal für die weitere Entwicklung der Innenstadt. »Bei allem Respekt für den Denkmalschutz, den wir als Stadt mit einer langen Geschichte immer im Blick haben müssen, halte ich diese Entscheidung des Ministeriums für richtig«, erklärte das Stadtoberhaupt.

Es liege nun in der Hand des Investors, an dieser zentralen Stelle der City seine Pläne zu verwirklichen. Das Planungsbüro Lührs City-Bau, das bereits einige Projekte in Herford umgesetzt hat, will so schnell wie möglich neue Entwürfe auf den Tisch legen. Den ursprünglichen Plan, der sich am Original-Aussehen der beiden Häuser orientierte, hatte der Beirat für Stadtbildpflege seinerzeit abgelehnt. Andreas Zimmermann: »Ich stelle mir in der dunklen Höckerstraße nun eine helle Glasfront vor, die abends beleuchtet ist.«

Zu den Interessenten wollte Zimmermann sich nicht äußern. Nur so viel: »Es wird auf jeden Fall ein Magnetbetrieb, der mehr Besucher in die Innenstadt bringt.« In Erdgeschoss und 1. Stock des neuen Gebäudes sollen 900 Quadratmeter Verkaufsfläche entstehen, in der 2. und 3. Etage sollen Wohnungen gebaut werden.