Was Sie am Wahltag wissen müssen . . .

Jeder hat zwei Stimmen

VON EVA QUADBECK

(RP) Wer in der Wahlkabine den Stimmzettel auseinanderfaltet, stellt fest: Der Zettel ist überraschend lang. 27 Parteien treten zur Bundestagswahl an. Rund 62 Millionen Bürger sind zur Stimmabgabe aufgerufen. 3,5 Millionen junge Leute dürfen erstmals zur Wahl gehen.

Millionen von Wahlbenachrichtigungen hängen in den Haushalten an Pinnwänden, liegen in Schubladen oder warten auf dem Kaminsims darauf, dass die Bürger am Sonntag danach greifen und ins Wahllokal gehen. Als kleine Staatsbürgerkunde die wichtigsten Fragen rund um die Wahl.

Warum hat jeder Wähler zwei Stimmen?

Mit der Erststimme wählt man den Direktkandidaten aus seinem Wahlkreis. Aus jedem der 299 Wahlkreise kann nur ein Kandidat direkt in den Bundestag einziehen. Den Wahlkreis gewonnen hat, wer die meisten Stimmen auf sich vereinigen kann. Die Zweitstimme entscheidet über die Sitzverteilung im Bundestag. Der Anteil der Zweitstimmen, die eine Partei in einem Bundesland erreicht, bestimmt, wie viele Kandidaten von der Landesliste ins Parlament einziehen dürfen. Selbstverständlich dürfen die Wähler Erst- und Zweitstimme auf verschiedene Parteien verteilen („splitten“).

Wie kommt es zu Überhangmandaten?

Überhangmandate entstehen, wenn eine Partei in einem Bundesland mehr Direktmandate erringt, als ihr auf Grund der Zweitstimmen an Sitzen im Parlament zustehen. Wer einen Wahlkreis direkt gewinnt, der erhält in jedem Fall einen Sitz im Parlament. Die Gesamtzahl der Sitze im Bundestag steigt also um die Zahl der Überhangmandate. Bei der vergangenen Bundestagswahl hatten die SPD neun und die CDU sieben Überhangmandate gewonnen. Für die Wahl am Sonntag werden der CDU zahlreiche Überhangmandate vorhergesagt.

Kann man sich bei der Bundestagswahl der Stimme enthalten?

Ein Kreuz für Enthaltung ist nicht vorgesehen. Wer aber nicht an der Wahl teilnimmt oder seinen Stimmzettel ungültig macht, der enthält sich faktisch der Wahl. Es ist aber möglich, nur eine Erst- oder nur eine Zweitstimme abzugeben. Dann wird nur diese eine Stimme gewertet.

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Wie wird ein Stimmzettel ungültig?

Jede Art von Beschriftung wie Kommentare oder Unterschriften machen den Stimmzettel ungültig. Wenn jemand seinen Stimmzettel mit Blümchen oder Hasenohren verziert, ansonsten aber eindeutig seine Kreuze gemacht hat, entscheiden Wahlvorstand und Beisitzer im Wahllokal per Abstimmung, ob der Stimmzettel gültig ist. Sie sind verpflichtet, unparteiisch zu entscheiden

Bis wann ist Briefwahl möglich?

Die Frist zur Beantragung von Briefwahlunterlagen ist abgelaufen. Die Briefe müssten auch bereits abgeschickt sein. Wenn aber jemand plötzlich schwer erkrankt, können Wahlschein und Briefwahlunterlagen noch bis Sonntag 15 Uhr beantragt werden. Solche späten Briefwahlen müssen direkt, bis spätestens Sonntag 18 Uhr unter der Adresse abgegeben werden, die auf den Unterlagen angegeben ist.