Busverkehr bleibt Sorgenkind, soll aber besser werden

Herford, 24. Jan. 2012 Kreisverwaltung und Minden-Herforder-Verkehrs-gesellschaft sind um Schadensbegrenzung in Sachen Defizit bemüht
VON THOMAS HAGEN, NEUE WESTFÄLISCHE

Herford. Mehr als eine halbe Million weniger Busfahrgäste im vergangenen Jahr allein im Kreis Herford haben zu einer desaströsen ÖPNV-Bilanz geführt. 20 Prozent Rückgang allein entstanden in der von Streiks der VMR-Fahrer geprägten Zeit von Januar bis Mai 2011. Die weiteren Einbrüche lasten die Verantwortlichen Verspätungen durch Umleitungen wegen reger Straßenbautätigkeit und schlecht eingearbeiteten Busfahrern an.

Im vom Busverkehr Ostwestfalen (BVO) seit Juni bedienten Linienbündel E2/E3 fehlen 465.000 Euro, für 2012 sind (nach jetzigem Stand) 671.000 Euro an Zuschüssen fällig. Darin enthalten zehn Prozent Risikozuschlag. Zahlen müssen die neun Kreis-Kommunen das Defizit. Über die aktuelle Situation wurden die Bürgermeister gestern in der „HVB-Konferenz“ in Enger informiert. Am späten Nachmittag gab es ein Pressegespräch im Kreishaus. Thema: „War das Defizit absehbar? Wäre VMR bei einem gleich hohen Defizit zu halten gewesen?“

Die Verantwortlichen, also der Aufgabenträger Kreisverwaltung und die im Auftrag der Verwaltung organisierende Minden-Herforder-Verkehrsgesellschaft (MHV), bemühten sich um Schadensbegrenzung. „Das Defizit war erst seit Anfang November nach der Quartalsabrechnung erkennbar“, sagte MHV-Geschäftsführer Achim Overath. „Was wir im Moment haben, ist lediglich ein vorläufiges Ergebnis. Verbindliche Zahlen gibt es erst 2013“, erklärte der zuständige Kreisdirektor Ralf Heemeier. VMR hätten selbst einen deutlich höheren Zuschussbedarf bei wesentlich optimistischeren Erlös-Erwartungen prognostiziert.

„Bei der jetzigen Erlös-Situation würde sich der Zuschussbedarf bei deutlich über zwei Millionen Euro pro Jahr bewegen“, sagte Heemeier. Er erwarte für 2011 keine noch höhere Belastung – für dieses Jahr war er nicht so sicher: „Es ist nicht klar, wie sich Dieselpreis, Tariftreuegesetz und andere Faktoren auswirken werden.“

Die Kreisverwaltung habe jedenfalls die Aufgabe, eine Unterfinanzierung zu vermeiden – also einen Zusammenbruch des Busverkehrs. Nach dem Wunsch der neun Bürgermeister wird der Kreis beim Busverkehrs-Defizit erst einmal in Vorleistung treten, die tatsächliche Belastung der kommunalen Etats wird erst 2013 passieren.

Realisiert haben die Verantwortlichen die große Baustelle „Jedermannverkehr“. Man müsse bei den Fahrgästen schnell Vertrauen zurück gewinnen – und die Tarife im Rahmen halten (höchstens marktübliche drei Prozent Erhöhung).

Selbstkritisch räumte MHV-Mann Overath ein, dass man sich um Schüler (nach beendeter Schulzeit) kaum gekümmert habe. „Ihnen müssen wir deutlich bessere Angebote machen.“ Ab Mai soll ein MHV-Qualitätsmanagement für mehr Kundenzufriedenheit sorgen. Die Wirtschaftlichkeit werde jedoch nicht durch blindes Streichen erreicht. Im intensiven Austausch mit den Kommunen soll geklärt werden, wo Optimierungsmöglichkeiten bestehen.

Siehe dazu auch http://www.liste2004.de/press/www-vmr-online-de-verkehrsbetriebe-minden-ravensberg-gmbh.