Herford, 11. Febr. 2012 Fahrgastzahlen seit August in beiden Kreisen von 74.000 auf 110.000 monatlich gestiegen
VON THOMAS HAGEN, NEUE WESTFÄLISCHE
Die roten Busse der BVO (Busverkehr Ostwestfalen) werden wieder verstärkt von Fahrgästen im sogenannten Jedermannverkehr genutzt. Seit drei Tagen liegen dem neuen Linienbetreiber die Halbjahreszahlen vor – und geben Geschäftsführer Siegfried Moog Anlass zu verhaltenem Optimismus: „Wir sind noch lange nicht da, wo wir betriebswirtschaftlich und qualitativ hinwollen – aber der Aufwärtstrend stimmt uns froh“.
Moog und Achim Overath, Geschäftsführer der Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft (MHV), stellten die Daten während eines Pressegesprächs im Kreishaus vor. „Wir sind besser als unser derzeitiger Ruf“, sagte BVO-Pressesprecherin Dr. Sigrun Richter. Siegfried Moog fügte hinzu: „Wir wollen aber auch aus den Fehlern der vergangenen Monate lernen.“
Einen Großteil des schlechten Bildes der BVO, das in der Öffentlichkeit entstanden sei, lasten die Verantwortlichen von BVO und MHV den Medien an. Hier war das unerwartet hohe Defizit von 800.000 Euro in den ersten sieben Monaten bei den Kommunen und den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke sauer aufgestoßen. Aus der Talsohle, die im Juli vergangenen Jahres erreicht war, ist BVO nun deutlich wieder heraus.
Nach den gestern vorgelegten Zahlen könnte damit die Finanzlücke in diesem Jahr schrumpfen. „Da wollen wir uns nicht festlegen“, sagte Moog. Ein Indiz ist auch der leicht ansteigende Abo-Umsatz. Hier sind derzeit 300 Monatskarten in der Preisstufe 1 verkauft. „Abozahlen sind ein wesentlicher Indikator für Vertrauen ins Verkehrssystem“, sagte Overath.
Noch wichtiger sei jedoch, dass BVO nicht mehr für jede kleine Unregelmäßigkeit an den Pranger gestellt werde. „Wir haben schließlich die mit vier Millionen Fahrplankilometern größte Ausschreibung in der Geschichte der Bundesrepublik in nur acht Monaten hinbekommen – üblich ist hier mindestens ein Jahr“, sagte Overath. Busfahrer Jürgen Sobotta (seit BVO-Übernahme dabei), schilderte die Anfangsbedingungen: „Der Start war holprig. Wir sind mit Kleinbussen die 35 Linien als Trockenübung abgefahren, viele waren wegen der Baustellen nur zu Fuß begehbar.“
Dazu habe man Strecken-, Tarif-, und Druckerschulungen absolvieren müssen. „Inzwischen läuft alles wie am Schnürchen, meine Kollegen und ich spüren wachsendes Vertrauen in die BVO.“ Auch Peter Ritter, BVO-Leiter in Herford, bricht eine Lanze für die Busfahrer: „Bei der Übernahme im Juni waren fast alle ZOBs gesperrt und wir hatten keinen Betriebshof. Trotzdem haben wir das geschafft.“
Peter Daszko, Leiter des BVO-Regiocenters, weiß um die Gesetzmäßigkeiten: „Eine Übernahme ist ein langsamer Prozess. Jetzt muss in Sachen Marketing etwas geschehen.“ Eine gemeinsame Image-Kampagne ist erst im Sommer zu erwarten. „Wir haben gute Ideen für den Fahrplan“, sagte MHV-Mann Overath. Auch erst im Mai wird die interne Qualitätskontrolle beginnen.
Von November bis Januar sind bei der Hotline 950 Anrufe eingegangen. Bei 98,6 Prozent aller Fahrten habe es keine Probleme gegeben, bei 1,26 Prozent leicht zu lösende Anfragen – nur 0,12 Prozent waren begründete Beschwerden. Ein BVO-Beschwerde-Telefon ist eingerichtet unter Tel. (01805) 60 70 85.