Ein Füllhorn an Ideen

Herford, 10. Febr. 2012   Gute Resonanz beim ersten Bürgerforum zur künftigen Gestaltung der Innenstadt
VON THOMAS HAGEN, NEUE WESTFÄLISCHE

Im Brennpunkt des Interesses | FOTOS: KIEL-STEINKAMP

Herford. „Wir möchten Sie anzapfen, denn wir brauchen Ihre Ideen“, forderte Stadtplaner Jens-Peter Huesmann die rund 70 Gäste des ersten Bürgerforums zur Innenstadtgestaltung im Großen Ratssaal auf. Huesmann musste nicht lange warten, dann sprudelten die Vorschläge, gab es Anregungen und Kritik – ganz selten auch ein Lob.

Mit einer Aufwärmrunde hatte Radio Herford-Chefredakteur Jörg Brökel den Reigen eröffnet. „Machen Sie das, was hier im Saal sonst unerwünscht ist – spinnen Sie einfach mal drauflos!“, sagte der Moderator mit Blick ins vollbesetzte Rund.

Wo die Herforder der Schuh zwischen Bahnhof, Marta-Quartier, historischer Altstadt bis zum Bergertor und den Wallanlagen drückt, wurde bald klar: die Kaufhof-Brache, der Busverkehr rund um den Alten Markt, die Verkehrsführung, fehlende Radwege, die mangelhafte Präsenz der Gastronomie auf den Plätzen, der vielfach fehlende Zugang zu den Wasserläufen, die zu geringen Angebote für Jugendliche, die zu weitläufige Fußgängerzone, die fehlenden Rundläufe in den Quartieren und deren Vernetzung.

Bürgermeister Bruno Wollbrink hatte – ohne es zu wollen – die Zwickmühle genannt, in der Verwaltung und Politik stecken: „Wir müssen das Thema Innenstadtentwicklung angehen – ob wir wollen oder nicht.“ Schnell fügte er an: „Wir wollen es natürlich.“ Der Hintergrund: Ohne Einwohner-Beteiligung im Anfangsstadium läuft nichts in der vielbeschworenen Bürgerkommune. Für die spätere Realisierung der Ideen fließen sonst keine Landes-Fördergelder. „Wir dürfen nicht aufhören zu denken, nur weil das Geld knapp ist. Wir müssen vorbereitet sein“, sagte Wollbrink.

Ungeachtet der ungewissen Finanzierung legten die Bürger und auch die Vertreter der politischen Parteien und Institutionen nach einer Einführung des Stadtplaners Huesmanns beim Forum los. Wolfgang Kretschmann sagte: „Der Busverkehr rund um den Alten Markt ist eine einzige Katastrophe!“ Gisela de Pagter warf ihre Worte für die Radler und Fußgänger in die Waagschale: „Die Raserei muss aufhören, mehr als 50 Stundenkilometer dürfen nicht erlaubt sein.“ Später fügte sie an: „Auch die Sicherheit rund um den Bahnhof lässt zu wünschen übrig. Die Innenstadt ist ab 21 Uhr so gut wie tot – die Leute haben keinen Mut mehr rauszugehen.“

Für Irmgard Pehle (Stadtfrauengruppe) fehlen Bänke und Bewegungsräume für Jugendliche. „Es gibt gute Beispiele in Hannover und Kassel, die man übernehmen könnte.“ Der passionierte Radfahrer Torsten Berger hatte gleich mehrere Wünsche: „Wir bräuchten einen Pendelbus, der die Stadt ringförmig umkreist und die Fahrgäste zu ihren Anschluss-Bussen bringt.“ Manfred Tekampe möchte die Verkehrsprobleme angegangen wissen: „Es gibt zu viele Unterbrechungen, was fehlt ist ein intelligentes Leitsystem.“

Marianne Dümichen treibt der Kaufhof-Leerstand um: „Wann geht es da endlich weiter? Es gibt ein Problem mit Obdachlosen.“ Gleich mehrfach kam der Wunsch nach einer stärkeren Anbindung an die Wasserläufe der Stadt: „Ein Café überm Wasser wäre schön und alle Brunnen sollten wieder fließen“, lautete eineAnregung. Aber auch „Der Beachclub im Aawiesenpark war belebend, davon bräuchten wir mehr – allerdings mit der Einbindung der örtlichen Gastronomen“, so der Zusatz von Reinhold Schulz.

Auch das Areal am Bergertor setzte Fantasien frei: „Ein Park mit Strandbar, Bootsverleih und Café wäre optimal“, sagte Torsten Berger. Dietmar Jäger (Liste 2004) regte „mehr Kunst in den öffentlichen Raum“ an. Und Marion Maw (CDU) verlangte angesichts aktueller Problemfälle: „Ich wünsche mir ein Konzept, dass Besitzer heruntergekommener Häuser in die Pflicht genommen werden können.“ Weitere Wünsche in Kürze: Die Chance der Hansetage nutzen und eine Kogge auf der Werre fahren lassen. Und zu guter Letzt: „Wenn das Kaufhof-Projekt kippt, einfach ein 5-Sterne-Hotel bauen.“