Der Schritt zum richtigen Museum

Herford, 12. Dez. 2011 Feiertag zur Eröffnung des Marta-Depots / Reichlich Platz für Sammlung, Lager und Werkstätten
VON RALF BITTNER, NEUE WESTFÄLISCHE

Interesse | FOTO: RALF BITTNER

„Es ist für mich ein freudiger Moment, heute das neue Depot des Marta offiziell einweihen zu können“, sagte Roland Nachtigäller, künstlerischer Leiter des Museums und erinnert sich an die Debatte, um Standort und Kosten für das Marta-Depot. Die Inbetriebnahme des Depots, das neben dem Lager auch Werkstatt, Materiallager und einen Schauraum enthält, sei ein weiterer Schritt für das Marta auf dem Weg zum richtigen Museum.

Auch wenn die Menschenschlangen vor dem Depot in den Räumen der ehemaligen Handelsschule längst nicht so lang waren, wie bei der Eröffnung des Gehry-Baus vor mehr als fünf Jahren, ist die Eröffnung für das Marta beinahe ebenso wichtig wie die des Museums selbst. Denn für ein Museum, das sich als Teil internationaler Diskussionen sieht, ist ein Depot mehr als nur ein Lager.

„Der direkte Zugriff auf die Exponate macht erst ein sinnvolles Arbeiten möglich“, sagte Nachtigäller und erinnerte sich, wie er die erste Ausstellung mit Exponaten der Marta-Sammlung nur nach Fotos im Katalog zusammengestellt habe. Bei manchen Stücken sei es schwer gewesen, sich so einen Eindruck von Größe und Wirkung zu machen.

Bisher habe er längst nicht alle Werke der Sammlung persönlich in Augenschein nehmen können, was sich aber ändern wird, sobald alle Werke in den 450 Quadratmeter großen Lagerräumen untergebracht und katalogisiert seien. Eine eigene Sammlung und der direkte Zugriff darauf seien unverzichtbar, um interessante Ausstellungen konzipieren zu können, da viele Leihgaben nur gezeigt werden können, wenn eigene Werke zum im Tausch überlassen werden könnten.

Während Nachtigäller in seiner Rede die Vorteile für die künstlerische Arbeit in den Vordergrund stellte, setzten Bürgermeister Bruno Wollbrink und Marta-Geschäftsführerin Helga Franzen ihre Schwerpunkte anders. Sie stellten eher die perspektivisch erhofften Einsparungen in den Vordergrund. Dank der gesparten Miete für die externen Lagerräume sollen sich die investierten 2,1 Millionen Euro binnen weniger Jahre amortisiert haben. Kurze Wege in Lager und Werkstätten sollen den Marta-Mitarbeitern ein effektiveres Arbeiten ermöglichen.

Der Außenbereich des Zweckbaus soll zukünftig auch zur Präsentation von Kunst genutzt werden. Eine Ahnung davon vermittelte die Videoprojektion von „Futuring“ von Eva und Adele auf der Außenwand des Depots. Weniger flüchtig verspricht die Gestaltung der Außenanlagen rund um Depot und Atelier zu werden, für die das Atelier Le Balto gewonnen werden konnte. Atelier-Mitglied Marc Pouzol nutzte den Tag, um sich inspirieren zu lassen. Besonders angetan ist er vom Kontrast zwischen schlichten Zweckbau und Gehrys Wellen-Entwurf.

Die Aufgabe die Bauten zueinander in Beziehung zu setzen, soll noch im Winter begonnen werden. Auch für Registratorin Ute Willaert beginnt die Arbeit jetzt erst richtig. Jedes Werk muss in Augenschein genommen, katalogisiert und auf seinen Zustand überprüft werden. Erst dann wird das Depot zum Kraftwerk für das kreative Arbeiten.