Ein Lied für Lück und Dahm

Herford, 14. Mai 2012   Die beiden SPD-Kandidaten gewinnen und vergrößern den Abstand zur Konkurrenz
VON HARTMUT BRAUN, NEUE WESTFÄLISCHE

So sehen Sieger aus | FOTOS: KIEL-STEINKAMP

Siehe auch: So hat NRW gewählt und So hat OWL gewählt

Als der SPD-Kreisvorsitzende den Siegern gegen 19.30 Uhr rote Geschenkkörbe überreicht, sind längst nicht alle Stimmen ausgezählt. Doch darauf will Stefan Schwartze nicht warten, zu eindeutig ist das Ergebnis der Landtagswahl im Kreis Herford: Die Krankenschwester Angela Lück (Löhne) und der Polizeibeamte Christian (Dahm), beide SPD, ziehen wieder als direkt Gewählte ins NRW-Parlament ein.

Beide liegen mit ihren Ergebnissen über dem NRW-Durchschnitt. Und beide haben den Abstand zu ihren CDU-Gegenkandidaten gegenüber ihrem Wahlsieg 2010 fast sensationell vergrößert.

„Wie die Wahlkampf gemacht haben, das passt schon“, sagt der nicht zu Gefühlsausbrüchen neigende Schwartze anerkennend. Und Guido Libuda, SPD-Ortsvereinsvorsitzender aus Westerenger, stimmt mit einigem sängerischen Erfolg ein Triumphlied an: „So sehen Sieger aus . . .“ Nicht nur Sozialdemokraten im Innenhof des Kreishauses stimmen mit ein.

Die unterlegenen Martin Schuster (gegen Lück) und Dirk Fenner (gegen Dahm) gratulieren; Landrat Christian Manz (CDU) überreicht Blumen an die Roten. „Das Gute an dem Ergebnis ist, dass es jetzt klare Verhältnisse gibt“, sagt Fenner, der auch CDU-Kreisvorsitzender ist.

Bemerkenswert gefasst nehmen die Christdemokraten das schlechteste Ergebnis hin, dass sie im Kreis Herford bei einer Wahl jemals erzielt haben. „Es tut mir nur um die engagierten Wahlkämpfer leid“, sagt Kreispolitiker Christoph Roefs.

Reinhard Göhner nimmt dagegen kein Blatt vor den Mund. „Bei so viel Dilettantismus in der Wahlkampfführung darf man sich über das Ergebnis nicht wundern“, sagt der langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete.

Dass Kanzlerin und Spitzenkandidat auf dem Höhepunkt des Wahlkampfes Widersprüche produzieren, „das war nicht mehr zu überbieten.“ Wobei er offen lässt, wer die Verantwortung dafür trägt. Zu dem Zeitpunkt hatte Norbert Röttgen bereits das Handtuch als Landesvorsitzender geworfen.

So richtig spannend war es gestern im Kreishaus nur wenige Minuten – bis Sekunden nach 18 Uhr die ersten Prognosen über die Bildschirme flimmerten und der Absturz der CDU, die Wiederauferstehung der FDP, der Triumph der Piraten und der deutliche Sieg für Rot-Grün verkündet wurden. Allmählich trudeln die Kandidaten ein. Angela Lück hatte am Morgen noch Marmelade („gibt Kraft“) vor Bäckereien verteilt. Dahm gönnte sich diesmal nach aufreibendem Wahlkampf ein Frühstück im Kreis der Familie.

Die Wahlkämpfer bescheinigen sich gegenseitig Fairness in diesem kürzesten Wahlkampf seit langem. Maik Babenhauserheide (Grüne) versteigt sich sogar zu der Behauptung, für ihn hätte das alles noch eine Woche länger dauern können. Der 37-Jährige hat Gefallen an Landespolitik gefunden: „Ich mache weiter – in der grünen Landesarbeitsgemeinschaft Sozialpolitik.“

Als im Fernsehen der Tatort beginnt, sind immer noch nicht alle Stimmen in den knapp 190 Wahlbezirken im Kreis Herford ausgezählt. In Löhne-Halstern und Eilshausen gibt es Probleme.

Doch am Gesamtbild ändert das alles nichts mehr: Als das vorläufige Ergebnis verkündet werden kann, sind die Wahl-Mitarbeiter der Kreisverwaltung im Innenhof fast unter sich.