Ein trauriges Weihnachtsgeschenk

Herford, 13. Dez. 2010   128 VMR-Mitarbeitern gekündigt / Mahnkreuze
TEXT UND FOTO VON FRANK-MICHAEL KIEL-STEINKAMP

Die VMR- Busfahrer Jörg Gropp, Uwe Netzeband, Frank Möller, Ulli Witthaus, Meike Mäzer, Guido Vasse, Nico Altenhöner, Michael Strakeljahn, Detlev Schläger haben ihre Kündigung erhalten.Am Samstag machten sie mit Grabkreuzen auf ihre Lage aufmerksam. | FOTO: KIEL-STEINKAMP

„Die Stimmung ist jetzt total im Keller – auch in der Familie. Das letzte Fünkchen Hoffnung ist dahin“, sagt Busfahrer Guido Vasse bitter: „Unser Weihnachtsgeschenk haben wir Freitag mit der Post erhalten – die Kündigung von VMR zum 30. Juni.“ 128 Mitarbeiter sind bisher betroffen.

Auf der Ratssitzung am Freitagabend machten Betroffene mit Luftballons, an denen Wunschzettel hingen, und einem ironisch gemeinten „Dank“ an Landrat, Politik und Verkehrsgemeinschaft Minden-Ravensberg noch einmal auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam. „Wohl wissend, dass von der Politik nicht mehr viel zu erwarten ist“, kommentiert der stellvertretende Bezirksgeschäftsführer Hermann Janßen von der Gewerkschaft Verdi: „Die Stimmung ist resigniert. Wir müssen die Leute aus diesem Loch wieder rausholen.“

Mit einem Dutzend Kollegen hat Janßen am Samstagmorgen am Betriebshof an der Goebenstraße 180 hölzerne Gedenkkreuze aufgestellt – eines für jeden VMR-Mitarbeiter, der mit der Betriebsstillegung seine Arbeit verlieren wird.

„Uns geht es jetzt auch darum, den Kolleginnen und Kollegen Perspektiven zu verschaffen“, sagt Janßen.

„Sie werden nach teils Jahrzehnte langer Arbeit bei VMR wieder komplett von vorne anfangen müssen. Wenige werden eine Chance haben, beim neuen Betreiber als Fahrer beschäftigt zu werden – wenn, dann mit 20 bis 30 Prozent Gehaltseinbußen. Viele beginnen, sich zu bewerben, zum Beispiel als Fahrer bei Rettungsdiensten.“ Guido Vasse ist 38 Jahre alt. Er weiß nach 15 Jahren VMR noch nicht, wie es im Sommer weiter geht.

Wie und wann es mit den Verhandlungen um einen Sozialtarifplan, die die Busfahrer mit ihren Streiks erkämpft haben, weiter geht, ist derzeit unklar. Der Landesschlichter Bernhard Pollmeier ist erkrankt. Es gibt noch keinen Termin und, so Janßen, „es gibt keine Garantie, dass für die Mitarbeiter etwas dabei heraus kommt.“