Erst der Dauerregen, dann die Schlammflut

Land unter am Lübberlindenweg / 100 Rettungskräfte im Einsatz
VON HARTMUT BRAUN

Schlammwüste | FOTO: KIEL-STEINKAMP

Kreis Herford. 25 Minuten heftigster Regen machten den Lübberlindenweg in Herford zum Fließgewässer. Große Mengen Schlamm ergossen sich auf Fahrbahn, Gehwege und Einfahrten. Die Mindener Straße stand fast die ganze Nacht unter Wasser. Mehr als 100 Rettungskräfte waren im Einsatz.

„Es donnerte, dann ging unsere Alarmanlage im Keller los – und dann war der Lübberlindenweg schon wieder ein reißender Strom“, schildert Wolfgang Niemeyer das Geschehen vor seiner Haustür. So etwas kennen die Anwohner schon, es passiert hier alle paar Jahre. Neu waren jedoch die großen Mengen Schlamm und Treibgut, die der Bach diesmal mit sich führte und die mehrere hundert Quadratmeter Straßenfläche in eine Wattlandschaft verwandelten, wie ein Anlieger feststellte.

„Der Schlamm ist wie Kitt, er klebt und lässt sich kaum entfernen“, stöhnt Roswitha Wendik, die wie viele ihrer Nachbarn gestern stundenlang Gehweg und Auffahrten vom Schlamm zu befreien versuchten. „Die Stadt macht es ja nicht“, stellt Adil Budek fest.

Um 22 Uhr hatte die Feuerwehr ihren ersten Unwettereinsatz: Zu einem Aquaplaning-Unfall auf der A2. Dort blieb es bei Blechschäden. Es wurde eine lange Nacht für die Rettungskräfte, die durch THW-Ehrenamtliche verstärkt wurden.

An der Bismarckstraße/Höhe Mozartstraße stand das Wasser 30 Zentimeter hoch auf der Fahrbahn, weil Kanaleinläufe verstopft waren. Ein Auto blieb im Wasser strecken. In Höhe des Sonnenbrinks in Falkendiek spülten sie mit C-Rohren und Wasser aus Hydranten große Mengen Schlamm von der Fahrbahn der Löhner Straße, um sie befahrbar zu machen. Eine Buchsbaumplantage stand hier plötzlich 20 Zentimeter „unter Schlamm“.

Haupteinsatzgebiet war der bei Regenwetter schon oft überschwemmte Lübberlindenweg. „Anders als sonst waren diesmal nur wenige Keller auszupumpen“, so Feuerwehrchef Michael Stiegelmeier. Dafür mussten seine Leute mehrere Stunden lang die von Treibgut verstopfte Einlaufroste des Hundebachs frei halten.

„Das klappte eigentlich ganz gut“, berichtet der Leiter des Abwasserwerks, Gerhard Altemeier. Doch dafür bildete sich vor dem Schutzgitter im Auslauf des Kanals jenseits der Mindener Straße ein von feinem Treibgut gebildeter Stau. Das Gitter soll Kinder daran hindern, in dem Ein-Meter-Durchmesser-Kanal zu spielen. Altemeier: „Das Wasser staute zurück und drückte einen Gullideckel im Kreuzungsbereich hoch, so dass Wassermassen auf die Mindener Straße austraten“. Bald war der erweiterte Kreuzungsbereich eine einzige Schlammlandschaft.

Zwar waren mehrere Radlader, Tank- und Schlauchfahrzeuge vor Ort. Doch die Aufräumarbeiten gingen kaum voran. „Das müssen wir in Zukunft anders hinkriegen“ sagt Altemeier. Die Anwohner sehen das ähnlich: „So geht es nicht weiter. Der neue Kanal hat nichts gebracht. Wir fordern ein Rückstaubecken für den Hundebach“, sagt Niemeier. Eine neue Debatte um den Schutz des Lübberlindenwegs bei starken Regenfällen zeichnet sich ab.