Ideenwerkstatt für die Innenstadt

HERFORD, 21. Jan. 2012 Bürgerforum am 8. Februar zur künftigen Gestaltung des Herforder Stadtkerns
VON THOMAS HAGEN, Neue Westfälische

Die Innenstadt besser machen | FOTOS/MONTAGE: KIEL-STEINKAMP

Herford. Die Bürger dieser Stadt haben eine besondere Beziehung zu ihr – meist ist sie nicht frei von Sorgen und Wünschen. Nun sollen alle Einwohner Bedürfnisse, Kritik und vor allem Anregungen für eine schönere, reizvollere und vielfältigere Innenstadt äußern: Am 8. Februar lädt die Verwaltung um 18 Uhr dazu in den Großen Rathaussaal ein. Moderiert wird der Abend von Radio-Herford-Chefredakteur Jörg Brökel.
Dieses Bürgerforum kommt nicht von Ungefähr: Um beim Bund oder beim Land Anträge auf Städtebauförderung stellen zu können, sind integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte, kurz „ISEK“ genannt, Bedingung. Damit soll eine effiziente und dauerhaft wirksame Verwendung der Fördermittel erreicht werden. Der Etat für das Konzept beträgt 56.000 Euro.

Bereits im Herbst haben Mitarbeiter der Abteilung für Stadtplanung gemeinsam mit zwei externen Fachplanern und der Pro Herford sowie der Wirtschaftsförderung die Lage in der Innenstadt mit den definierten Teilräumen A (rund um den Bahnhof), B (Quartier Radewig, Alt- und Neustadt) sowie Innenstadtring und Wall sondiert.
Mit Einzelhändlern, Anwohnern und Interessenvertretern tauschten sie Argumente aus, notierten Anregungen und nahmen Kritikpunkte entgegen. Sie liegen bereits gesammelt als Randnotizen an den Plänen vor.

„Wir sehen die Art und Weise wie die Neugestaltung des Linnenbauerplatzes mit Bürgerbeteiligung umgesetzt wurde als gutes Beispiel für die komplette Innenstadtentwicklung“, sagt Baudezernent Dr. Peter Böhm. „Allerdings würde das heute so nicht mehr funktionieren – ohne städtebauliches Entwicklungskonzept“, fügt er hinzu.

Angelegt ist das Konzept für eine Dauer von fünf bis acht Jahren – das mögliche Finanzvolumen liegt zwischen drei und acht Millionen Euro – abhängig von den Finanz- und Fördertöpfen in Berlin und Düsseldorf. Herford würde dann bei jedem Projekt mit einem Fünftel Eigenmitteln beteiligt sein. „Dieses Geld müsste mittelfristig im Haushalt eingestellt werden, damit wir überhaupt an die Umsetzung gehen können, wenn grünes Licht kommt“, sagt Stadtplanungs-Chefin Meike Wöhler.

Das Konzept soll allerdings nicht als eine Art „Wünsch-Dir-Was“-Veranstaltung betrachtet werden. „Wichtig ist uns herauszuarbeiten, welche Probleme vordringlich sind. Die sollen dann in einer Prioritätenliste benannt werden“, sagt Wöhler. „Wir müssen Struktur in die Diskussionen bringen.“

Der Bielefelder Stadtplaner Carsten Lottner (Büro DSK) betrachtet Herfords Wallanlagen mit den sich anschließenden Grünzügen als einzigartig. „Von ihnen aus kann man das Thema Wasser und neue, weitere Zugänge anpacken. Vordringlich ist aber auch, wie man Handel, Gastronomie und Dienstleistungen so attraktiv gestalten kann, dass man sich gegenüber dem Oberzentrum Bielefeld oder dem Werre-Park behaupten kann“, sagt Lottner. Weiterer Gesichtspunkt ist die Renaissance des Wohnens in der Innenstadt. Hier gibt es nach Aussage der Stadtplaner eine verstärkte Nachfrage nach Wohnraum vor allem am Wall.

„Unser Fokus liegt auf der Verbesserung der Aufenthalts- und Wohnqualität“, sagt Meike Wöhler. „Wir können da ruhig alle visionär sein“, sagt sie. Dazu solle der öffentliche Raum – also Straßen, Wege und Plätze – aufgewertet werden. „Aber wir müssen auch die Privateigentümer ins Boot holen“, sagt Baudezernent Böhm. Ein Szenario könne sein, dass die Stadt für eine neue Pflasterung der Bäckerstraße sorge, und die Hausbesitzer legen Hand an ihren Fassaden an. Dafür könnten sie im besten Falle auch auf Fördermittel zugreifen.

Bis es jedoch soweit ist, soll eine Ideensammlung entstehen. Die werde mit Kosten hinterlegt, um im Falle einer Realisierung einen Städtebau-Förderantrag stellen zu können. Auch ein Sponsoring – ähnlich wie beim nicht realisierten Steintorprojekt – kann sich Böhm vorstellen. „Im Grunde geht es um die Attraktivität Herfords.“