Konferenz der Vereinsvorsitzenden mit Gästen, den fünf Bürgermeister-Kandidaten

Herford, 17.08.2009  Mehr für den Sport – auch in der Krise
VON HARTMUT BRANDTMANN, Neue Westfälische

Konferenz der Vereinsvorsitzenden mit Gästen, den fünf Bürgermeister-Kandidaten

Auf die Plätze – fertig – Wahl | FOTO: RALF BITTNER

Das Jahnstadion kann man vorzeigen. Der Rasen ist eben und dicht wie ein Teppich. Die Räume sind gut in Schuss. Alles in Ordnung?
Noch. Die Sorge um die Auswirkung der Wirtschaftskrise geht um und von Ferne droht die Haushaltssicherung. Das bedeutet, die Bezirksregierung bestimmt die städtischen Geschäfte. Die Frage, wie sich der Sport in Herford dennoch entwickeln kann, stand gestern auf der Tagesordnung der Vereinsvorsitzenden-Konferenz.

Die herausgeforderten Gesprächspartner waren die fünf Bürgermeister-Kandidaten. „Ja, ja, ja.“ Mit dieser ironischen Verkürzung kommentierte und bestätigte Lothar Wienböker (FDP) die Bekenntnisse seiner Vorredner zum Sport im Allgemeinen und zum Ehrenamt im Besonderen.

Mahner in der harmonischen Runde war der grüne Bürgermeisterkandidat Herbert Even: „Es wäre unverantwortlich, dem Sport zu sagen, es geht weiter wie bisher.“ Die Stadt habe 10- bis 15 Millionen Euro mehr ausgegeben als eingenommen: „Wir werden schmerzliche Prozesse durchlaufen.“ Kein Widerspruch in der Runde. Der Kandidat Bruno Wollbrink, der 15 Jahre lang Vorsitzender des Stadtsportverbandes war, beschrieb die Förderung als „Hilfe zur Selbsthilfe“.Das sind jährlich 175.000 Euro aus dem Förderplan für die vereinseigenen Anlagen, den Jugendsport und die Mannschaften.

„Dieses Geld ist gut angelegt“, stellte der CDU-Kandidat Paul Bischof fest und schlug vor, die Anlagen vermehrt den Vereinen zu übertragen. So sei der Anreiz, sie zu pflegen, größer. Eine Vernetzung mit anderen Vereinen und Sponsoren könne den Sport gerade in Krisenzeiten stärken: „Als Jurist sage ich: Was nicht verboten ist, ist erlaubt, solange der andere mitmacht.“

Grundsätzlich erklärte Wienböker: „Die Stadt muss klar sagen, was sie für den Sport leisten kann. Und was da ist, muss gesichert werden, weil der Sport gut aufgestellt ist.“

Die einzige Kontroverse entspann sich um die Bedeutung des Sportausschusses. Herbert eben eröffnete sie: „Man kann, aber man muss ihn nicht erhalten. Er ist ein Lobby-Ausschuss, der zu stark auf die Interessen der Vereine ausgerichtet ist.“ Even kann sich vorstellen, den Sportausschuss „an Schule und Jugendhilfe anzukoppeln“. Sport könne eben auch in Verbindung mit anderen Aufgaben begriffen werden.

Den Angriff konterte Bruno Wollbrink: „Dieser Ausschuss arbeitet so schnell und sachorientiert, dass sich andere Gremien eine Scheibe abschneiden können.“ Außerdem wolle er nicht, dass gesellschaftliche Themen gegeneinander ausgespielt werden. „Wir müssen zeigen, dass wir den Sport ernst nehmen. Das muss uns einen Ausschuss wert sein“, ergänzte Heinz-Günther Scheffer , Kandidat der Liste 2004.

In der Fragerunde brach das mutmaßliche Missverhältnis Sport-Kultur auf, in Zahlen: 1,4 Millionen zu 6 Millionen. Das Reizwort heißt MARTa. Bruno Wollbrink versuchte eine Brücke zu schlagen. Das Museum für zeitgenössische Kunst sei längst auch zu einem Sportlertreffpunkt geworden.

Die Forderung, die heimische Wirtschaft müsse sich stärker für den Sport einsetzen, unterstützt der amtierende Bürgermeister vorsichtig: „Sie könnte sich offener zeigen.“