Senioren lassen Bürgermeisterkandidaten Stellung beziehen

Herford, 20.08.2009 Lebendige Debatte
VON CORINA LASS, Neue Westfälische

Senioren lassen Bürgermeisterkandidaten Stellung beziehen

Volles Haus | FOTO: CORINA LASS

Ältere Menschen gehen nicht nur zuverlässig wählen, sie sind auch an den politischen Inhalten sehr interessiert. Das zeigte sich im Haus unter den Linden: 80 Besucher kamen am Dienstagabend. Eingeladen hatte der Seniorenbeirat auch die fünf Bürgermeisterkandidaten. Beide Seiten diskutierten lebendig miteinander.

CDU-Kandidat Paul Bischof betonte seine Kompetenz als Jurist, als Führungskraft, als jemand, der vor einer Entscheidung alle Seiten einbezieht und die sozialen Belange im Blick hat. Der aber auch glaubt, dass mit dem eingesetzten städtischen Geld größere Erfolge erzielt werden müssen.

Bruno Wollbrink (Einzelbewerber mit SPD-Parteibuch) verwies auf die Stärken der Stadt und die Erfolge der politischen Arbeit in seiner Zeit als Bürgermeister. Dazu gehört für ihn, dass Herford – anders als mehr als 50 Prozent der 396 Kommunen in NRW – nicht in der Haushaltssicherung steckt.

Keine Illusionen machte Herbert Even den Besuchern: Angesichts des strukturellen Haushaltsdefizits von 15 Millionen Euro werde auch die Altenarbeit von Einschnitten betroffen sein. Er versprach aber, den Mangel gerecht zu verteilen. Seine Aufgabenfelder für ältere Bürger: wohnortnahe Versorgung, barrierefreier Wohnraum, öffentlicher Personennahverkehr, Pflege und Teilhabe.

Lothar Wienböker bedauerte, dass in der Vergangenheit zu wenig gehandelt worden ist: Handeln für Herford, den Wahlslogan seiner Partei betonte der Liberale immer wieder. Heinz-Günther Scheffer (Liste 2004) sprach von den Besuchern als Wegbereitern, die auf ihrem Lebensweg bereits dort seien, wohin die Kandidaten noch wollten: im Alter. Deshalb sei es auch in ihrem Interesse, auf sie zu hören.

Nach bezahlbarem Wohnraum gefragt, verwies Wienböker auf die städtische Wohnbau (WWS), über deren Aufsichtsrat die Politik steuern könne. Deren Fehlschritte in Richtung Wirtschaftsunternehmen – Stichwort: Elsbachareal – sei in seiner Legislaturperiode korrigiert worden, ergänzte Wollbrink.

Für Bischof war der Verweis auf die WWS zu kurz gegriffen, vor allem, wenn sich die Nebenkosten zu einer zweiten, vollen Miete auswüchsen. Neben denjenigen, die wenig Geld zur Verfügung hätten, dachte Bischof, ein Fan des Hiddenhauser Projekts Jung kauft Alt, auch an Hauseigentümer. Gemeinsam neue Lösungen entwickeln, ist seine Devise.

Der Staat muss nicht für Bürger tätig werden, die genügend Einkommen haben, so Even. Der Markt werde – wie auch die Bauleitplanung – die Frage des bezahlbaren Wohnraums beantworten. Für Wollbrink stand im Vordergrund, dass die Bürger so lange wie möglich selbstständig leben können – dazu würden neben hauptamtlichen auch ehrenamtlichen Helfer beitragen. Und Scheffer? Der geriet ins Plaudern – über Erfahrungen von Bekannten und Verwandten, bis das Publikum ihn stoppte.

Für Diskussionsstoff sorgten später einige der schon in der Vergangenheit viel diskutierten Themen: Wall, Wallsteg und gestoppte Erhöhung der Zuschüsse für den Offenen Ganztag. Aufs Tapet gebracht hatte sie ein Wollbrink-Unterstützer aus dem Publikum, was nicht unkommentiert blieb.

Am Ende hatte Sozialpfarrer Holger Kasfeld, der die Veranstaltung moderierte, noch einen guten Rat zur Altersvorsorge: „Kaufen Sie sich eine Flasche Wein und trinken Sie ihn mit Freunden. Denn Freunde brauchen wir im Alter alle.“