Herford, 02. Januar 2009 Gerd Klippsteins Tod macht uns betroffen!
Ratsmitglied Heinz-Günther Scheffer (Liste 2004) erinnert sich: „Als Herforder Schüler meiner Generation wusste man halt, dass Dr. Kurt Schober (CDU) von 1961 bis 1975 Oberbürgermeister Herfords war. Sodann – nach der Gebietsreform 1969 – war er bis 1984 Bürgermeister.
1984 wählte eine rot-grüne Ratsmehrheit den damals erst 39-jährigen, Mannheimer Dr. Gerhard Klippstein (SPD) zum Bürgermeister, nachdem die FDP zur Kommunalwahl an der damals noch bestehenden 5 %-Hürde gescheitert war und die örtliche CDU die absolute Mehrheit um nur 41 Stimmen verpasst hatte. 1989 wurde Gerd Klippstein – gegen Wolfgang Oehler (CDU) – von SPD und FDP mehrheitlich im Amt bestätigt. 1994 wurde er erster hauptamtlicher Bürgermeister Herfords.
Ich habe den Wechsel von Kurt Schober auf Gerd Klippstein seinerzeit u.a. in der Rolle des Präsidenten des Leisen Abtrunks der Schützengesellschaft erlebt, und erinnere mich gut daran, dass – zur Freude der Runde – sowohl Kurt Schober als auch „Klippi“ vor den Hauklotz traten. Mancher hatte Kurt Schober damals eine weitere Amtsperiode gewünscht. Aber rasch verstummten die Skeptiker und traten dem jungen Nachfolger mit Respekt gegenüber.
Zahlreiche wegweisende Entscheidungen fallen in die drei Amtsperioden Gerd Klippsteins, bei dem – neben anderen Schwerpunkten – Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung stets erkennbar Chefsache waren.
Man denke nur an die überfälligen Reformen innerhalb der Verwaltung. Gerd Klippstein war es, der zum Beispiel damit begann, zwischen „Erstellern“ und „Bestellern“ zu unterscheiden, oder Leistungen zu beschreiben und zu bewerten.
Was die wichtige Wirtschaftsförderung betrifft, so wirken bis heute die ebenso klugen wie weitsichtigen Entscheidungen Gerd Klippsteins nach. Und natürlich wäre ohne ihn auch das „Haus des Möbels“ als zur Expo 2000 in Hannover offiziell angemeldetes Projekt, aus dem schließlich MARTa Herford hervor gegangnen ist, nicht etwa denkbar.
Vor der Kommunalwahl 1999 fragte ich Gerd Klippstein einmal nach einer recht turbulenten Ratssitzung, an der ich als Gast teilgenommen hatte, weshalb er sich eine erneute Bürgermeisterkandidatur überhaupt antue. Mit einem verschmitzten Lächeln erwiderte er darauf, nach 15 Jahren als Bürgermeister könne man schließlich nichts anderes mehr.
Dass das auf ihn jedenfalls nicht zutraf, wurde unmittelbar deutlich. So wurde ihm nach kurzer Umorientierung von der Stiftung „Bildung und Handwerk“ die Rolle des Gründungsdekans der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) in Bielefeld angetragen.
Vor fünf Jahren hatte ich Gelegenheit, in der chinesischen Stadt Suzhou auf den Spuren Gerd Klippsteins zu wandeln, der – gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Richard Merk – vor Ort die Weichen stellte, um sodann Kooperationsverträge zwischen der FHM und dortigen chinesischen Lehranstalten zu schließen.
Diese ermöglichen es den Studierenden heute, parallel sowohl chinesische als auch deutsche Studienabschlüsse zu erwerben.
Wer erinnert sich nicht gern daran, Gerd Klippstein mit „seinem“ ersten FHM-Absolventen-Jahrgang auf dem Herforder Hoekerfest anstoßen gesehen zu haben.
Obwohl selbstbewusst, übte sich Gerd Klippstein gleichwohl stets in vornehmer Zurückhaltung. Als Mann des Sportes war „Fairplay“ für ihn allzeit eine Selbstverständlichkeit.
Der viel zu frühe Tod Gerd Klippsteins reißt Lücken, die nur schwerlich zu schließen sein werden.
Mit seiner Familie werden wir uns gern und oft Gerd Klippsteins erinnern.
Heinz-Günther Scheffer