Paulis Angriff auf politische Erbhöfe

1229517219_kreisblattpauli.jpgPolitikerin auf Einladung der Liste 2004 in Herford – Scheffer reimt

Von Hartmut H o r s t m a n n

H e r f o r d (HK). Heinz-Günther Scheffer hat mit seiner Liste 2004 eine Menge vor. Dritte Kraft im Rat will er werden. Wie man Erfolg hat, hat ihm jetzt die Frau erklärt, die dazu beigetragen hat, dass die Erfolge der CSU geringer geworden sind: Dr. Gabriele Pauli. »Erfolg ist, wenn man sich selber folgt«, sagte die 51-Jährige – und hielt beim Parlamentarischen Abend der Liste 2004 (am Vormittag im Elsbachhaus) ein Plädoyer für Selbstbestimmtheit und Mut.

Für Heinz-Günther Scheffer zählt Pauli, die den Freien Wählern beigetreten ist, zu den Protagonistinnen des Wahlerfolgs in Bayern – Grund genug, die Frau, die zuvor die bajuwarische Ära Stoibers maßgeblich beendet hatte, nach Herford einzuladen. Gabriele Pauli sieht das damalige Verhalten Stoibers im Zusammenhang mit einer Partei, die nicht mehr auf die Menschen hört. Auch sie habe mit Stoiber gesprochen, aber: »Er hat auf Kritik überhaupt nicht reagiert.« Statt Dankbarkeit für die offenen Worte gab es Bespitzelungen aus der Staatskanzlei – der Rest der Geschichte ist bekannt.

Doch Pauli ging es nicht um eine Abrechnung – aus den Erfahrungen mit einer Mehrheitspartei, die sich ihrer Meinung nach vom Volk entfernt, zieht sie Konsequenzen. Warum nicht den Ministerpräsidenten direkt wählen?, fragt sie.

Überhaupt: Die Bürger müssten an vielen Entscheidungen direkter beteiligt sein. Politik soll nichts mit Erbhöfen zu tun haben. Es müsse auch möglich sein, Macht abzugeben, fordert Gabriele Pauli.

Keine falsche Routine aufkommen lassen, sich immer wieder neu überprüfen – dies überträgt die Politikerin auch auf die Ehe. Ihr Vorschlag, diese solle nach sieben Jahren enden oder aber aufs Neue verlängert werden, empfindet sie als Ja zur Liebe. Oder: »Wenn kein Gefühl mehr da ist, kann man sich trennen, ohne dass die Gesellschaft urteilt.« Die 100 Zuhörer im Elsbachhaus klatschen lautstark, als die Landtagsabgeordnete hinzufügt: »Offiziell heißt es, die Ehe sei das höchste Gut. Aber die Politiker leben ganz anders.«

Doch nicht nur Gabriele Pauli, sondern auch Heinz-Günther Scheffer erhielt großen Applaus. In gewohnter Manier hatte er das Herforder Jahresgeschehen in Versform zusammengefasst. Eine Kostprobe: »Für den Kaufhof hat die Liste / sozusagen über Nacht / stadtentwicklungstechnisch klug / den Investor hergebracht. Schade, dass, weshalb auch immer / niemand den Consultor nennt! / Ist am Ende der Erfolg / unsrer Arbeit nicht gegönnt?«

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Heinz-Günther Scheffer (links) und Daniel Brumberg von der Liste 2004 mit Dr. Gabriele Pauli im Elsbachhaus. Foto: Curd Paetzke

Herforder Kreisblatt 15.12.2008