Schlechtes Schauspiel am Schwielowsee

Kommentar

Von Bettina Altenkamp, ARD-Hörfunkstudio Berlin

Willkommen im Sozialdemokratischen Tollhaus. Eine Klausur, eigentlich anberaumt, um endlich mal wieder über Inhalte zu sprechen – endet als Personalkarussell – und zwar eins, bei dem einem schon vom Zuschauen schwindelig  wird. Kurt Beck –  einst Hoffnungsträger – schmeißt hin, zieht sich angeschlagen zurück. Vermutlich auch mit dem Ziel, wenigstens noch als Ministerpräsident in Rheinland Pfalz zu retten, was noch zu retten ist.

Und beerben soll ihn ausgerechnet sein Vorvorgänger auf dem Posten des Parteichefs. Franz Müntefering, der Mann mit dem Schal, der wortkarge Sauerländer, soll nun wieder ran. Der, der mit dazu beigetragen hat, dass Beck sein Job ziemlich schwer gemacht wurde. Und dabei hat doch auch Müntefering damals seinen Sessel geräumt, weil parteiinterne Querschläger einfach nicht aufhören wollten, gegen ihn zu schießen. Die SPD hat schon zu Münteferings Zeiten dem Hang zur Selbstzerstörung nur allzu bereitwillig nachgegeben. Es wird auch bestimmt jetzt nicht lange dauern, bis der linke Flügel der SPD  den designierten Parteichef Müntefering erneut durch dezente Indiskretionen, Aufrufe und Pamphlete beschädigt. Frei nach dem Motto: „Wozu braucht man als Sozialdemokrat noch Feinde, wenn man doch Parteifreunde hat?“

Und damit  nicht genug, auch der Start für den SPD Kanzlerkandidaten Steinmeier – den Mann, der im kommenden Bundestagswahlkampf gegen Amtsinhaberin Merkel antreten soll – hätte desaströser nicht sein können.  Denn das Signal: „Wir können und wollen etwas für dieses Land tun, wir – die Sozialdemokraten habe die besseren Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit“- dieses Signal ist durch das schlechte Schauspiel vom Schwielowsee verpufft. 

Es bleibt beim Alten: Die Sozialdemokraten haben mit sich selbst zu tun. Der strahlende Kandidat Steinmeier übernimmt ein schweres Erbe und wird vor allem mit parteiinternen Querelen beschäftigt sein. Wofür die Sozialdemokratie steht, wie die Wähler überzeugt werden können, tritt dabei in den Hintergrund. Vielleicht sollte sich die SPD einfach mal wieder auf ihr altes Liedgut besinnen: „Wann wir schreiten Seit an Seit“ – das wäre doch nach langer Zeit mal etwas wirklich Neues!