Weihnachtsgrüße des Bürgermeisters

Herford, 22. Dez. 2010

Liebe Herforderinnen und Herforder,

in diesen Tagen um Weihnachten und vor dem Jahreswechsel blicken viele Menschen auf das vergangene Jahr zurück. Es werden persönliche Bilanzen gezogen und darüber hinaus versucht man auch, das große Ganze zu betrachten.

Viele meiner Kolleginnen und Kollegen neigen in ihren Weihnachtsgrüßen dazu, ausnahmslos positive Botschaften zu senden. Dynamik und Aufbruchgeist soll vermittelt werden. Das ist sicherlich gut so und berechtigt, auch mit Blick auf unsere Stadt. Und darauf werde ich gleich gebührend eingehen. Aber wird man damit wirklich allen Menschen in dieser Stadt gerecht?

Was mögen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vom Verkehrsbetrieben Minden-Ravensberg oder anderer Unternehmen denken, die in diesem Jahr kurz vor Weihnachten ihre Kündigung erhalten haben? Darüber kann ich nicht stillschweigend hinweggehen. Ich hoffe sehr, dass die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bald wieder eine Beschäftigung finden werden. Der Standort Herford, die Region Ostwestfalen-Lippe insgesamt, ist ein leistungsstarker Wirtschaftsstandort, der hoffentlich den Betroffenen neue Perspektiven eröffnet.

Beispiele für die Dynamik unserer heimischen Wirtschaft gibt es einige: Das Textilunternehmen Brinkmann hat mit dem Neubau eines Bürogebäudes an der Hansastraße begonnen. Brax, in der gleichen Branche beheimatet, investiert in ein neues Vertriebszentrum rund 10 Millionen Euro. Und Sulo eröffnete eine neue Stahlfassproduktion und kündigte weitere Modernisierungen in der Sparte
Müllgefäße an.

Eine gute Entwicklung gibt es auch in der Innenstadt. Klingenthal hat jüngst sein erweitertes und modernisiertes Geschäftsgebäude eingeweiht. Zusammen mit dem Parkhaus Altstadt und dem angeschlossenen Lebensmittelhandel Minipreis wurde eine echtes Schmuckstück in zentraler Lage geschaffen.

Wenn im kommenden Jahr das neue Einkaufszentrum im Areal des ehemaligen Kaufhofs entsteht, dann hat unsere Innenstadt eine Zukunft, auf die man sich nur freuen kann. Nach dem Rückzug des bisherigen Investors konnte mit der Firma Gundlach und dem Herforder Architekturbüro Schlattmeier ein Investorenteam gefunden werden, das mit seinen Ideen eine elegante aber gleichzeitig auch pragmatische Lösung verwirklichen wird. Durch die Beteiligung der heimischen Bekleidungshersteller können sich die Herforderinnen und Herforder zudem mit dem Projekt identifizieren.

Und vergessen wir nicht den geplanten Hotelneubau im MARTa-Quartier. Die Verhandlungen zwischen Investor und möglichen Betreibern laufen. Wir haben also allen Anlass, optimistisch nach vorn zu blicken.

Eine gute Nachricht des Jahres ist, dass Verwaltung und Politik sich im Zuge der Haushaltssanierung darauf verständigt haben, keine öffentlichen Einrichtungen schließen zu wollen. Dies ist ein wichtiges Signal für die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und für die Menschen in dieser Stadt. Wir wollen die Lebensqualität in Herford weiterhin auf einem hohen Niveau garantieren.

Gleichwohl müssen wir alle auch Unannehmlichkeiten hinnehmen. Die vieldiskutierte Nachtabschaltung ist ein solches Beispiel. Aber Herford steht besser da als viele Nachbarkommunen. In anderen Städten gibt es eine Totalabschaltung der Beleuchtung. Nicht so in Herford. Zugleich sind wir kreisweit bei der Umstellung auf eine energiesparende Beleuchtung Spitze. Das sollte bei Diskussionen um das Thema bedacht werden.

Ein weithin orangerot leuchtendes Beispiel für den Aufbruchswillen und die Weltoffenheit unserer Stadt kann seit Ende Oktober am Bergertor bewundert werden. Die Safety-Cones des amerikanischen Künstlers Dennis Oppenheim waren umstritten. Ein Bürgerbegehren gegen die „Pylonen“ mündete in einen Bürgerentscheid, der im Juni 2010 dann scheiterte. Damit konnten die Kunstwerke letztlich aufgestellt werden. Und wie bei vielen Projekten tritt auch hier die positive Wirkung des Faktischen auf. Plötzlich finden die Bürgerinnen und Bürger die Pylonen gut.

Die Kritiker verstummten, als sich zeigte, dass die „Pömpel“ letztlich sehr gut ins Stadtbild passen und nicht überdimensioniert sind. Mein Dank gilt dem Sponsor Heiner Wemhöner, der sich in seinem Engagement für die Kunst und seine Heimatstadt nicht beirren ließ.

Auch der Baubereich setzte unübersehbare Akzente. Die bereits im vergangenen Jahr begonnenen Maßnahmen des Konjunkturpakets II wurden an den diversen Schulen wie geplant im vorgesehenen Kostenrahmen umgesetzt. Die weithin sichtbarste Sanierungsmaßnahme des Programms betraf das Rathaus. Hier wurde das Dach einschließlich des Turmes erneuert und isoliert sowie die Fassade gestrichen. Das Rathaus erstrahlt zum Jahresende 2010 wieder in der klassischen Schönheit der Kaiserzeit, passend zum Internationalen Hansetag in Herford im Jahre 2013.

Erfreulich ist auch, dass mit der Ahmser Straße und dem weiteren Ausbau der Engerstraße zwei wichtige Ausfallstraßen saniert werden konnten. Derzeit läuft der Ausbau der Diebrocker Straße, der Neubau der Bünder Straße wird im nächsten Jahr folgen.

Nicht zuletzt möchte ich die Fortschritte im Bereich Bildung und Soziales würdigen. Mit 55 neuen Plätzen für Kinder unter drei Jahren in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege können nun 22,8 Prozent aller Kinder unterhalb des dritten Lebensjahrs versorgt werden. Das Projekt Chancenreich macht Herford für Familien attraktiv und die Eltern von Neugeborenen nehmen die Informations- und Bildungsangebote sehr gerne an. Erste Schritte sind auch auf dem Weg zur inklusiven Bildung gemacht mit dem Kompetenzzentrum für sonderpädagogische Förderung und dem gemeinsamen Unterricht für behinderte und nichtbehinderte Kinder an der Gesamtschule Friedenstal.

All dies sind wichtige Bausteine für unsere soziale Stadt.

Das ohnehin starke ehrenamtliche Engagement in Herford hat in diesem Jahr durch die Initiative zur Gründung einer Herforder Bürgerstiftung eine enorme Bereicherung erfahren. Ich wünschen diesem Vorhaben von Herzen alles Gute und freue mich schon jetzt auf den Moment, wenn die Stiftungsurkunde verliehen wird. Man kann es nicht oft genug betonen, diejenigen, die sich für andere einsetzen und das soziale Moment im Blick behalten, setzen Maßstäbe für mehr Menschlichkeit in unserer Stadt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Freunden ruhige und gesegnete Weihnachtstage, einen schönen Jahreswechsel und viel Glück und Tatkraft für das Jahr 2011.

Herzlich
Ihr
Bruno Wollbrink
Bürgermeister der Stadt Herford

P.S. Wir alle freuen uns, bereits im zweiten Jahr nacheinander weiße Weihnachten feiern zu können. Insbesondere unsere Innenstadt mit ihren alten Kirchen und Innenstadtplätzen bietet tatsächlich ein idyllisches Bild. Bitte vergessen wir aber nicht die Mannschaft der SWK, die, während wir im Warmen sitzen und feiern, bei dieser Witterung für uns rund um die Uhr unterwegs ist.