Hoet hat Herford nicht vergessen

Hoet & KöhlerHohe Auszeichnung: Bundespräsident Horst Köhler (hier mit seiner Ehefrau Eva Luise) hat dem Ex-MARTa-Leiter Jan Hoet (Mitte) das Verdienstkreuz erster Klasse verliehen. Foto: Bundesbildstelle

Von Hartmut Horstmann

Herford (HK). Jan Hoet und seine Leidenschaft für die zeitgenössische Kunst: Diese Eigenschaft, die ihm in Herford nicht nur Freunde eingebracht hat, wurde gestern auf höchster nationaler Ebene gewürdigt. Bundespräsident Horst Köhler verlieh Jan Hoet das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

Bis Ende des vergangenen Jahres hat Jan Hoet das Museum MARTa aufgebaut und geleitet. Zu einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Herford hat es zwar noch nicht gereicht, aber immerhin zum gestrigen Empfang in Schloss Bellevue. Und der 73-Jährige befand sich in würdiger Gesellschaft. Ebenfalls zu den 40 Ausgezeichneten gehören der Dirigent Sir Simon Rattle, der Philosoph und Schriftsteller Rüdiger Safranski, der Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer und die Geigerin Anne-Sophie Mutter.

Natürlich sei er darüber erfreut, erklärt Jan Hoet – und denkt an Herford: »Vielleicht hilft die Ehrung den Herfordern, mehr Achtung vor dem zu bekommen, was wir im MARTa geleistet haben.« Die Wunde über die aus seiner Sicht mangelnde Anerkennung ist beim ehemaligen Documenta-Leiter noch nicht verheilt. Hoet hat Herford nicht vergessen, spontan fällt ihm die vergangene Kommunalwahl ein. Deren Ergebnis habe ihn glücklicher gemacht als die Auszeichnung in Berlin: »Das Wichtigste überhaupt ist, dass Lothar Wienböker nicht Bürgermeister geworden ist.«

Ob es in Herford jemals zu einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt kommen wird, vermag der MARTa-Aufbauer nicht zu sagen. Zwar steht er auf keinem Fahndungsplakat, doch erwähnt Hoet ein vermeintliches Vergehen, das möglicherweise noch nicht ausgeräumt sei: »Es gibt einen Brief, dass ich gegen die Buchhaltungsgesetze der Stadt verstoßen habe. Und ich habe den Brief nicht unterschrieben.«

Ein derartiger Vorwurf hat den Bundespräsidenten Horst Köhler nicht davon abgehalten, ihm das Bundesverdienstkreuz zu verleihen. Gepriesen wird Hoets »außerordentliche Leidenschaft für die zeitgenössische Kunst und sein Mut, Kunst auf ungewöhnlichen Wegen der Öffentlichkeit nahezubringen«. Dabei erwähnt Köhler auch das MARTa. Und: Als einer der einflussreichsten Kuratoren Europas prägt er auch die internationale Ausstellungslandschaft.«

Nach der Ehrung reist der Kurator nach Stuttgart, anschließend folgt eine Ausstellung in Rom. Hoet ist auf Achse – eine Rastlosigkeit, die ihm nicht nur das Verdienskreuz eingebracht hat, sondern auch andere Auszeichnungen. So wurde er in Belgien und Frankreich zum »Kultur-Ritter« ernannt. Und: »In Deutschland habe ich den Bambi bekommen.«

Verdienstkeuz

Den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland gibt es in acht Kategorien. Seit seiner Stiftung im Jahr 1951 wurde der Verdienstorden etwa 240 000 Mal verliehen. Die höchste Kategorie ist die Sonderstufe des Großkreuzes, sie ist Staatsoberhäuptern vorbehalten. Jan Hoet und die anderen Ausgezeichneten haben gestern in Berlin das Verdienstkreuz erster Klasse erhalten, das in der Kategorienliste auf dem sechsten Platz liegt.
Die Besonderheit ergibt sich hierbei aus der Tatsache, dass Bundespräsident Horst Köhler persönlich die Verdienstkreuz-Verleihung vorgenommen hat. Anlass der gestrigen Ehrung war der Tag der Einheit.