Herforder Getreidespeicher soll Denkmal werden

Herford, 10. Juli 2012 „Für die Erhaltung und Nutzung des Speichers liegen städtebauliche Gründe vor.“ (siehe auch Ein Denkmal für wen?)

Die Tagesordnung zur Sitzung des Bau- und Umweltausschusses der Stadt Herford am 05. Juli 2012 sah u.a. unter TOP A.14 die Entscheidung über folgende Beschlussvorlage der Stadtverwaltung vor:

Beschlussvorlage:

„Der Bau- und Umweltausschuss (Denkmalausschuss) der Stadt Herford beschließt gemäß § 3 Denkmalschutzgesetz (DSchG) vom 01. März 21980 (GW S. 226 / SGV NW 224), in Kraft getreten am 01. Juli 1980, den ehemaligen Getreidespeicher Goebenstraße 64 in die Denkmalliste der Stadt Herford einzutragen.“

Nachdem der städt. Baudezernent Dr. Peter Maria Böhm, Abteilungsleiterin Elke Verfürth und der stv. Vorsitzende des Bau- und Umweltausschusses, Udo Freyberg (SPD), die rechtlichen Zwänge sowie die bereits per 29. Mai 2012 erfolgte Weisung des Kreises Herford auf Eintragung des Getreidespeichers in die Denkmalliste aufgezeigt hatten, entspann sich zu dem TOP erneut eine ebenso lebhafte wie kontroverse Debatte.

Schließlich fasste der Ausschuss den Beschluss, die „Entscheidung“ bezüglich der Eintragung zu vertagen. Eine „Entscheidung“ soll nun in der nächsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 13. Sept. 2012 fallen.

Dabei ist es unerheblich, ob der Bau- und Umweltausschuss der Eintragung zustimmt, oder diese ablehnt. Lehnt er ab, erfolgt die Unterschutzstellung gleichwohl. So sieht es das Denkmalschutzgesetz vor.

Nach erfolgter Eintragung hat der Grundbucheigentümer, in diesem Fall die Herforder Unternehmerfamilie Zill, die Möglichkeit, den Rechtsweg zu beschreiten.

Während der Debatte zeigte Ratsmitglied Heinz-Günther Scheffer (FREIE WÄHLER „Liste 2004“) erneut die „Historie“ auf. Nach der Einreichung des Abbruchantrags für den Speicher sowie Presseveröffentlichungen im Herbst 2010 zu der angestrebten künftigen Nutzung  ist bei der Denkmalbehörde – „von heute auf morgen“ – ein Bürgerantrag einer auswärtigen Bürgerin auf Eintragung des Getreidespeichers in die Denkmalliste eingegangen.

Die Beteiligung der Oberen Denkmalbehörde beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster hat sogleich zu deren Befassung geführt, in deren Rahmen am 17. November 2010 eine Ortsbesichtigung stattgefunden hat. Bereits am 04. Febr. 2011 lag der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Herford die „Denkmalwertbegründung“ Herrn Dipl.-Ing. Christian Hoebels vom LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen vor.

Die Begründung führt zurück in die NS-Zeit. Per 20. Januar 1939 ist der damalige Bauantrag für den Getreidespeicher bei der Stadt Herford eingegangen. Die Begründung für eine rasche Bearbeitung stellt prompt auf Adolf Hitlers „Vierjahresplan“ ab. Das zu errichten gewünschte Gebäude sollte „der Lagerung von Getreide für die Reichsernährungsgesellschaft“ dienen.

Heute ist das dem Verfall preisgegebene Gebäude nicht mehr nutzbar. Dem aus Eisenbeton errichteten Gebäude eine alternative Nutzung zuzuordnen, scheitert unter anderem an der nicht mehr zeitgemäßen zweckgebundenen Konstruktion des Gebäudes als Getreidespeicher sowie spätestens an der Wirtschaftlichkeit.

Der in der öffentlichen Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 05. Juli 2012 anwesende Grundbucheigentümer Zill bestätigte die Ausführungen Scheffers, der den Ausschuss zuvor in seiner Stellungnahme aufgefordert hatte, dem Eigentümer zur Seite zu stehen, wenn es gelte, den Denkmalschutz in diesem konkreten Fall abzuwenden.

Dies auch, zumal die Grundbesitzung „Goebenstraße 64“, nachdem das von einer auswärtigen Bürgerin angestoßene Verfahren angelaufen ist, bereits „blockiert“ und damit nicht mehr vermarktbar ist.  Das gut aufgestellte Unternehmen der Familie Zill wollte den  Betriebshof veräußern, um den stark expandierenden Betrieb an geeigneter Stelle entsprechend zeitgemäßer Erfordernisse neu zu errichten.

Neuordnung des Konzerns Stadt Herford

Herford, 10. Juli 2012 Transparenz und Demokratieprinzip sollen gestärkt werden

Foto: Stadt Herford

Die Geschäftsführung der städtischen Dachgesellschaft Herforder Versorgungs- und Verkehrsbeteiligungs GmbH (HVV) Detlef Jeretzky (links) und Manfred Schürkamp (rechts) präsentierten mit ihrem Aufsichtsratsvorsitzenden Bürgermeister Bruno Wollbrink ein Konzept zur Neuordnung der HVV.

Die rechtliche Organisationsstruktur der in der Herforder Versorgungs- und Verkehrsbeteiligungs GmbH (HVV) zusammengefassten städtischen Tochterunternehmen soll geändert werden.

Ziel ist, das Demokratieprinzip und die Informationsrechte des Rates hinsichtlich der Tochterunternehmen zu stärken. Damit entspricht die Stadt zum einen den gesetzlichen Vorgaben des Landes, zum anderen wird die über Jahre gewachsene Konzernstruktur weiterentwickelt und vereinheitlicht.

Der jüngst dem Rat vorgestellte Entwurf des Beraterunternehmens Pricewaterhouse Coopers war in Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister und der HVV-Konzernleitung erarbeitet worden. Bis Ende des Jahres soll der Rat über die Neuordnung des Konzerns Stadt Herford entscheiden. Die wichtigsten Änderungen sind:

  • Die bislang unter der Herforder Beteiligungsgesellschaft (HBG) versammelten Marta Herford gGmbH und Kultur Herford gGmbH werden in einer Kulturholding zusammengefasst. Diese Dachgesellschaft ist der HVV direkt unterstellt. Der bisherige Kulturbeirat wird abgeschafft und durch einen Aufsichtsrat der Kulturholding abgelöst. Dieser soll außer kulturfachlichen Fragen auch die Wirtschaftlichkeit der beiden Kulturbetriebe behandeln. Der künstlerische Beirat des Marta bleibt bestehen.
  • Im Zuge der Verschlankung der HVV sollen die ebenfalls in der HBG befindliche Pro Herford Stadtmarketing GmbH, die HSS Herforder Stadtgarten-Schützenhofgesellschaft und die HPB Beteiligungsgesellschaft ebenfalls direkt der Konzernholding HVV zugeordnet werden. Die HBG wird damit aufgelöst und die Struktur der HVV vereinfacht.
  • Wie bereits im Aufsichtsrat der Stadtwerke sollen im Aufsichtsrat der WWS künftig Arbeitnehmervertreter Mitglied sein. Aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist dies bei den Aufsichtsräten der Konzernholding HVV und der Kulturholding, da diese Dachgesellschaften keine eigenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigen und eine steuernde Funktion haben.
  • Über die in der HVV zusammengefassten Tochterunternehmen wird künftig vierteljährlich dem Rat berichtet. Damit wird eine umfassende Information aller Ratsmitglieder über die Arbeit der kommunalen Tochterunternehmen möglich. Überdies kann der Rat sowohl in öffentlicher wie nichtöffentlicher Sitzung über die Belange der kommunalen Töchter diskutieren und wenn notwendig entscheiden.

„Die Transparenz hinsichtlich der kommunalen Tochterunternehmen und die demokratischen Rechte des Rates werden gestärkt. Das halte ich für wichtig und entscheidend bei diesem Neuordnungsvorschlag“, sagt Herfords Bürgermeister Bruno Wollbrink. Mit der neuen Regelung könnten alle Themen der HVV von allen 44 Ratsfrauen und -herren im Rat behandelt werden. Dies sei ein Vorteil gegenüber dem früheren Modell, wo nur die elf vom Rat entsandten HVV-Aufsichtsratsmitglieder umfassende Informationen erhielten. „Der Rat wird sich nun intensiv mit der Thematik befassen und seine Vorstellungen dazu entwickeln. Ich bin mir sicher, dass wir am Schluss ein gemeinsames tragfähiges Konzept haben werden.“

Dem können die Geschäftsführer der HVV, Stadtwerkechef Detlef Jeretzky und Kämmerer Manfred Schürkamp nur beipflichten. Sie unterstützen die Bewertung des Stadtoberhaupts. „Die Vorschläge zur Neuordnung sind zu begrüßen, denn wir richten den Konzern Stadt Herford insgesamt effizienter aus.“

Grundkonzept HVV (Herforder Versorgungs- und Verkehrsbeteiligungs GmbH)

Bürgerlicher Haushalt steht

04. Juli 2012 Bürgermeister Bruno Wollbrink und zwei SPD-Ratsherren enthalten sich der Abstimmung
Von Ralf Meistes, Herforder Kreisblatt

Die Stadt Herford hat seit gestern einen Haushalt für 2012. Er wurde mit einer Mehrheit von CDU, FDP, Bürger für Herford und Liste 2004 verabschiedet.

Wie bereits berichtet, war es in der Ratssitzung Mitte Juni zu keiner Haushaltsverabschiedung gekommen, da weder das bürgerliche Lager (CDU, FDP, Bürger für Herford und Liste 2004) noch das Bündnis aus SPD, Die Grünen, Die Linke und dem Parteilosen Bernd Reitmeier eine Mehrheit hatten (jeweils 22 Stimmen). Die Pattsituation war entstanden, weil ein CDU-Ratsmitglied krankheitsbedingt gefehlt hatte.

Bei der gestrigen Sondersitzung fehlten ebenfalls einige Ratsvertreter wegen Urlaub, Krankheit oder aus beruflichen Gründen. Weder Bürgermeister Bruno Wollbrink noch die SPD wollten jedoch diesen Umstand nutzen, um die faktische Mehrheit des bürgerlichen Lagers (23 Stimmen) zu überstimmen. Aus diesem Grund blieben Andreas Rödel und Uwe Pradel (beide SPD) der entscheidenden Abstimmung fern. CDU-Fraktionschef Wolfgang Rußkamp zollte diesem Verhalten Anerkennung.

Die wesentlichen Punkte des gestrigen Beschlusses lauten: die Gewerbesteuer wird nicht in dem Maße erhöht, wie von der Verwaltung vorgeschlagen (435 statt 440 Prozent). Dasselbe gilt für die Grundsteuer B (441 statt 446 Prozent). Stattdessen soll die Abwassergebühr angehoben werden.

Für eine verbesserte Übermittagsbetreuung an den Herforder Gymnasien sollen noch in diesem Jahr 200000 Euro für den Bau von Mini-Mensen bereit gestellt werden. Finanziert wird dieser Bau allerdings dadurch, dass die Erneuerung des Kunstrasenplatzes am Jahnstadion zunächst um ein Jahr verschoben wird.

Eltern, deren Kinder das offene Ganztagsangebot an den Herforder Grundschulen nutzen, zahlen künftig 50 Euro pro Monat (bislang 30 Euro). Einer Staffelung von 40 und 60 Euro, je nach Einkommen, wie sie der Bürgermeister in seinem Kompromisspapier unterbreitet hat, wollten CDU und FDP nicht folgen. »Dann müssten wir wieder Verwaltungskräfte damit beschäftigen, die Einkommenssituation der Eltern zu klären, um die Berechnungen vorzunehmen«, begründete Rußkamp. Dies koste zusätzlich Geld.

Derartige Prüfungen fänden bereits statt, weil es auch einen Freibetrag gebe, entgegnete Angela Schmalhorst (Die Grünen).

Die City-Wache will das bürgerliche Lager, anders als Rot-Grün, erhalten. Stattdessen soll das Jugendzentrum FlaFla geschlossen werden. Im Seniorenbereich sollen 40000 Euro eingespart werden, 10000 Euro bei den Stadtteilzentren und 30000 Euro im Haus unter den Linden. Vor allem die SPD wollte dies verhindern und hatte mit den übrigen Partnern eine Halbierung der von der Verwaltung vorgeschlagenen Summe ins Spiel gebracht. Statt 40000 sollten im Seniorenbereich 20000 Euro gespart werden. SPD-Fraktonschef Horst Heining erklärte, er bedauere, dass das bürgerliche Lager dem Kompromissvorschlag des Bürgermeisters nicht habe zustimmen können. »Beschwerden über die Auswirkungen der Beschlüsse werden wir an Sie weiterleiten«, kündigte er an.

Wollbrink erklärt:

Eines wollte Bürgermeister Bruno Wollbrink in der Ratssitzung klarstellen. Der größte Konsolidierungsbeitrag für den Haushalt wäre zustande gekommen, wenn der Rat dem ursprünglichen Verwaltungsvorschlag gefolgt wäre. Dass jährliche Defizit hätte dann noch 9,2 Millionen Euro betragen, fällt aber gegenüber den Vorschlägen des bürgerlichen Bündnisses (-9,67 Mio. Euro) und dem Rot-Grünen-Vorschlag (-9,73 Mio. Euro) niedriger aus.

Erst nach der Pattsituation habe er einen Kompromissvorschlag unterbreitet, der dann ein Defizit von 9,9 Mio. Euro vorsah. In den Punkten geringere Steuererhöhung, Verschiebung der Sportplatzsanierung und Pauschale bei den OGS-Beiträgen könne er der CDU nicht folgen.

Mit der Begründung, er wolle die tatsächliche Mehrheit im Rat nicht verändern, enthielt er sich der Stimme.

SPD macht Mehrheit möglich

04. Juli 2012 HERFORD Im Stadtrat wird im zweiten Anlauf der Haushaltsplan 2012 verabschiedet
VON HARTMUT BRAUN

Entscheidung | FOTO: RALF BITTNER

Mit 18 zu 17 Stimmen bei einer Enthaltung hat der Stadtrat gestern in einer Sondersitzung den von CDU, FDP und zwei Wählergemeinschaften getragenen „bürgerlichen Entwurf“ als Haushaltsplan für 2012 beschlossen. Er enthält ab 2013 höhere Steuerhebesätze für Gewerbe und Grundbesitzer, eine Anhebung der Abwassergebühr sowie Kürzungen im Jugend- und Sozialbereich.

Mit dem Beschluss endete die ungewöhnlichste Etat-Runde der jüngeren Stadtgeschichte. CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Rußkamp war sich noch kurz vor der Sondersitzung des Rates seiner Sache nicht sicher. Erst als in der Sitzung des Hauptausschusses sowohl Bürgermeister Bruno Wollbrink (SPD) als auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Heining versicherten, sie wollten die „zufälligen Mehrheitsverhältnisse“ des Tages nicht ausnutzen, trat eine gewisse Entspannung ein.

Tatsächlich musste die CDU an diesem Nachmittag gleich auf vier Mitglieder – Werner Seeger, Gustav Meyer zu Hartum, Patrick Ruffo, Ralf Grebe – verzichten; außerdem hatte sich bei der FDP Dr. Christine Paul entschuldigt. Auf der anderen Seite fehlten nur Hans-Jürgen Rühl und Manfred Mohning (beide SPD). Wenn alle da sind, hat das „bürgerliche“ Lager im Rat eine Mehrheit von 23 zu 22.

Die Grünen vertraten in dieser Situation den Kompromissvorschlag des Bürgermeisters – er trage auch CDU-Positionen Rechnung. Doch die SPD hielt ihr Wort: Wollbrink rief bei der entscheidenden Abstimmung sofort den CDU/FDP-Antrag auf. Jetzt verließen Andreas Rödel und Uwe Pradel (beide SPD) den Saal; Wollbrink selbst übte Stimmenthaltung. So ergab sich eine bürgerliche Mehrheit.

Zuvor hatte die SPD erneut die inhaltliche Nähe beider Lager betont und auf Kompromissbereitschaft gedrängt, während Rußkamp das zurück wies und erneut von „im Kern unterschiedlichen“ Haushaltsentwürfen sprach.

Erleichtert nahmen Beschäftigte im Offenen Ganztag der Grundschulen das Ergebnis zur Kenntnis – sie hätten (NW von gestern) sonst mit Kündigung rechnen müssen.

Stadtsportbund-Sprecher Hans-Joachim Zedler beklagte die Kompromisslosigkeit der Mehrheit: Die Sanierung des Kunstrasenplatzes am Stadion muss ein Jahr warten.

Und eine Gruppe aus dem Fla Fla nahm zur Kenntnis, dass ihr selbstverwaltetes Jugendzentrum nach 40 Jahren aus der städtischen Förderung ausgeschlossen wird.

Kommentar

Zum Haushalt 2012
VON HARTMUT BRAUN

Am Ende hat Wolfgang Rußkamp sich also durchgesetzt: Erstmals seit 2004 hat es gestern in Herford wieder eine bürgerliche Haushaltsmehrheit gegeben.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende hat sie Mitte Juni in wenigen Tage zusammen gebracht und gegen verlockende Kompromissangebote der anderen Seite hartnäckig zusammen gehalten. Insofern darf er sich als Sieger des gestrigen Nachmittags fühlen. Aber was ist das für ein Sieg? Und was für eine Mehrheit?

Damit sie zu Stande kam, mussten gleich drei Abgeordnete des rot-grünen Lagers gegen ihre Überzeugung handeln – Rußkamp hat allen Grund, sich bei denen zu bedanken. Und dass sich da aus CDU, FDP und den beiden Wählergemeinschafts-Akteuren eine dauerhafte, gestaltungsfähige Mehrheit fügen könnte, die die finanziellen Probleme der Stadt wirkungsvoll anpackt, das glaubt auch bei den Christdemokraten niemand.

So bleibt der CDU allein der Triumph, dem Bürgermeister mal eins ausgewischt zu haben. Früher hätte das für „bürgerliche Politik“ nicht gereicht. Wollbrink hat es sich mit seinem Kompromissvorschlag gewiss zu leicht gemacht.

Aber zu seiner Grundüberlegung, die Akteure im Rat zusammen zu führen, gibt es auch nach den jüngsten Ausflügen ins Lagerdenken keine Alternative. Bis es dazu kommt, muss indes noch viel Misstrauen abgebaut werden.

Leerstände auf dem Land

Herford, 03. Juli 2012  Haus & Grund beklagt Mietpreisverfall
Von Bernhard Hertlein, Westfalen-Blatt

Zweitklassige Wohnungen auf dem Land sind immer schwerer zu vermieten.

Das gilt nach Auskunft von Rüdiger Dorn, OWL-Bezirksvorsitzender des Vereins Haus & Grund, auch für die ländlichen Regionen in Ostwestfalen-Lippe.

»Die Zahl der Wohnungen, die in Gemeinden wie Horn-Bad Meinberg oder Höxter nicht mehr vermietbar sind, wird ständig größer. « Dabei gehe es außer um die Lage und Schönheit der Wohnung vor allem um den energetischen Zustand.

»Wer da in den vergangenen zehn Jahren nicht investierte, hat bei einer Neuvermietung Probleme – unabhängig davon, dass er sich die Investition vielleich finanziell einfach nicht leisten konnte.« Die Lage verschlimmere sich noch durch den Preiseinbruch bei den Mieten.

Immer mehr private Hausbesitzer müssten sie bis unterhalb der Rentabilitätsgrenze senken, um einen völligen Leerstand zu vermeiden.

Die Probleme, glaubt Dorn, werden sich infolge des demographischen Wandels und noch weiter gehender Vorschriften zur Wärmedämmung und Energieeinsparung schon in naher Zukunft verstärken. Deshalb sei es notwendig, dass den Wohnungsvermietern nicht zusätzlich »durch ungerechte gesetzliche Vorschriften das Leben schwer gemacht wird«.

In diesem Zusammenhang lobt Dorn allerdings die augenblickliche schwarz-gelbe Mehrheit im Deutschen Bundestag. Die geplante Rechtsänderung gebe den Vermietern endlich bessere Möglichkeiten, gegen sogenannte Mietnomaden vorzugehen. Das Recht, die Miete im Falle von Mängeln zu mindern, werde zwar nicht eingeschränkt. Doch führe es künftig nicht mehr zwangsläufig dazu, dass eine Minderheit von Mietern das Geld bis zum endgültigen Urteil zurückhalten könne. Weil auch anschließend meist kein Geld zu holen gewesen sei, gingen die Vermieter bislang oft leer aus.

Künftig kann der Richter verfügen, dass die strittige Miete bei Gericht hinterlegt wird. »Verweigert der Mieter auch dies, kann die Räumung ganz schnell per einstweiliger Verfügung angeordnet werden«, freut sich Dorn.

Der Hausbesitzerverband Haus und Grund zählt in Ostwestfalen-Lippe etwa50 Ortsvereine und 23 500 Mitglieder. Der Vorsitzende Rüdiger Dorn, im Hauptberuf Rechtsanwalt und Notar in Detmold, gehört seit 29 Jahren dem Bezirksvorstand Ostwestfalen-Lippe an. Sein Stellvertreter, der Bielefelder Rechtsanwalt Martin Mücke, wurde am Wochenende auf der Bezirksversammlung in Hiddenhausen bei Herford in seinem Amt bestätigt. Geschäftsführer ist Jürgen Upmeyer.

Haus und Grund wehrt sich gegen Funktionsprüfung

Herford, 03. Juli 2012  Herausforderungen wegen des demographischen Wandels
NEUE WESTFÄLISCHE

(he). Der demographische Wandel sorgt bei den Mitgliedern der Eigentümerschutz-Gemeinschaft „Haus & Grund“ Ostwestfalen-Lippe für tiefe Sorgenfalten. „Wir können davon ausgehen, dass in absehbarer Zeit in einigen Gemeinden Häuser und Wohnungen nicht mehr vermietet oder verkauft werden können“, sagte der Vorsitzende des Regionalverbandes, Rüdiger Dorn, beim Verbandstag in Herford.

Um voraussichtlich rund 100.000 Einwohner werde Ostwestfalen-Lippe bis 2030 schrumpfen, weshalb bis zu 50.000 Wohnungen leerstehen könnten. Abhilfe will Haus & Grund mit der Initiative „Kooperation im Quartier“ (KIQ) schaffen, in der Zukunftsmodelle erarbeitet werden sollen.

Der Bevölkerungsschwund gerade in ländlichen Bereichen war jedoch nicht der einzige Punkt, der die Haus- und Grundeigentümer umtrieb. Auch die von der neuen Landesregierung wieder angestoßene Dichtheitsprüfung privater Abwasserkanäle sorgte für Zündstoff. „Die Bürger gehen auf die Barrikaden“, sagt Haus & Grund-Geschäftsführer Jürgen Upmeyer. Allein in OWL hätten sich 63 Bürgerinitiativen gegen die inzwischen als „Funktionsprüfung“ bezeichneten Pläne gegründet. Haus & Grund befürwortet hier keine vollständige, sondern eine bedarfsorientierte Kanalprüfung. Zudem soll eine bundeseinheitliche Regelung gefunden werden. „Das wäre das Vernünftigste“, so Upmeyer.

Martin Mücke als Vositzender bestätig

Personell bleibt beim Eigentümerverband bei steigenden Mitgliederzahlen alles beim Alten: Der Bielefelder Martin Mücke wurde als stellvertretender Vorsitzender bestätigt. Norbert Stukenbröker (Lemgo) bleibt dem Vorstand als Beisitzer erhalten.

Haushalt: Keine Annäherung

Herford, 27. Juni 2012 „Bürgerliches Bündnis“ wird Wollbrinks Kompromiss nicht zustimmen
VON THOMAS HAGEN

Neues Patt vermeiden: Wolfgang Rußkamp / Foto: NW

Die Fronten in Sachen Haushalt 2012 sind verhärtet, das „Bürgerliche Bündnis“ aus CDU, FDP, Liste 2004 und Bürger für Herford macht Bürgermeister Bruno Wollbrink für das Scheitern der Haushaltsabstimmung verantwortlich. In einem Pressegespräch erklärten die Fraktionsspitzen Wolfgang Rußkamp (CDU) und Lothar Wienböker (FDP) sowie Heinz-Günther Scheffer, Dietmar Jäger (Liste 2004) und Daniel Brumberg und Heiko Krüger (Bürger für Herford) gestern, warum sie vom Bürgermeister ein Einlenken und die Absage der für den 3. Juli geplanten Rats-Sondersitzung erwarten.

Keinesfalls sei es akzeptabel, dass Wollbrink sich vom Ziel „Haushaltskonsolidierung 2020“ verabschiedet habe. „Neue Schulden machen und die Haushaltskonsolidierung mit immer neuen Steuererhöhungen zu finanzieren, das ist einfach der falsche Weg“, sagt Rußkamp. Selbst zaghafteste Sparbemühungen würde Wollbrink wieder kippen.

„Der Bürgermeister hat mit seinem Abstimmverhalten einen bürgerlichen Haushalt verhindert“, sagt CDU-Chef Rußkamp. Er und die Runde des „Bürgerlichen Bündnisses“ werfen dem ersten Bürger der Stadt „zwiespältiges Verhalten“ vor. „Wollbrink hat zuerst als einziger dem vom ihm eingebrachten Verwaltungsvorschlag zugestimmt, anschließend hat er aber auch dem Entwurf von SPD, Bündnisgrünen, der Linken und Bernd Reitmeier seine Zustimmung gegeben“, sagt Wienböker. Im ersten Fall hätte das Jugendzentrum Fla Fla schließen müssen, im zweiten Fall wäre es dank Zuschüssen gerettet gewesen. „Hätte sich Wollbrink hier konsequenterweise enthalten, wäre es bereits in der Ratssitzung am 15. Juni zur Verabschiedung des Haushalts gekommen“, fügt Rußkamp an.

„Aus der Luftnummer von Rot-Grün ist die Mogelpackung von Bruno Wollbrink geworden“, sagt Heinz-Günther Scheffer. Auch die Aufstockung der Mittel für den Immobilien- und Abwasserbetrieb um 400.000 Euro sei falsch. Daniel Brumberg (Bürger für Herford) geht sogar soweit, Wollbrink undemokratisches Verhalten vorzuwerfen. „Eine Enthaltung bei der Haushaltsabstimmung wäre sauber gewesen, schließlich war klar, dass der CDU eine Stimme fehlte“, sagt Brumberg.

Fordert Kompromissbereitschaft: Bruno Wollbrink / Foto: NW

Um eine ähnliche Situation und die von Wollbrink selbst nicht gewünschte „zufällige Mehrheit“ auszuschließen, sollte die Sondersitzung am 3. Juli ausfallen, die neuerliche Abstimmung erst nach den Sommerferien stattfinden. „Man kann eine Entscheidung von solcher Tragweite nicht dem Zufall überlassen. Und die Verschiebung hätte nur Auswirkungen auf die Zahlung der so genannten freiwilligen Leistungen.“

Info: Die Reaktion des Bürgermeisters

Wer das Wohl der Stadt vor Augen hat, ist bereit Kompromisse zu schließen. So lässt die Stellungnahme des „Bürgerlichen Bündnisses“ (noch) keine Bewegung erkennen. Stattdessen werden Argumente formuliert, die falsch sind.
Richtig ist: Auch mit dem Haushaltsvorschlag der bürgerlichen Mehrheit wird, wie beim Kompromiss, das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts bis 2020, aufgegeben.

Der ursprünglich eingebrachte Verwaltungsvorschlag verfolgte dieses Ziel. Im Rat war keine Bereitschaft vorhanden, den schmerzhaften aber harmlosen Sparvorschlägen zu folgen. Gleichzeitig wurde ein Wille zur Einigung angedeutet. Ein solcher Kompromiss musste zwangsläufig teurer werden, da er die von allen Seiten gewünschten Mehrausgaben berücksichtigen muss. Das war Grundlage für den Kompromissvorschlag.

Ich habe diesen Vorschlag mit keiner Seite der Politik abgesprochen, da ich kein Signal für eine bewusste Parteinahme geben wollte. Bedauerlicherweise wurde es nicht zur Kenntnis genommen.

Ich halte an der Ratssitzung vom 3. Juli fest. Ich setze darauf, dass parteitaktische Spielchen zurückgestellt werden und es eine Bereitschaft gibt, Verantwortung zu übernehmen und Kompromisse zu schließen, zum Wohle unserer Stadt.“

Kommentar

Der städtische Haushalt – Mehrheitsvotum achten, Größe zeigen
THOMAS HAGEN

In diese Zwickmühle hat sich der Bürgermeister selbst gebracht. Er hat das Zünglein an der Waage gespielt. Ein Patt, also Stimmengleichheit, war die Folge. Die Stadt Herford steht ohne Haushalt da. Schmerzhafte Einschnitte sind nötig, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Klarheit und Wahrheit – diese Maxime tut meist weh. Zwar hat Wollbrink in seinem Haushalts-Kompromiss Positionen des „Bürgerlichen Bündnisses“ übernommen, das gegnerische Lager aber nachhaltig verprellt. Ein neuerliches Patt würde die Folge einer Sondersitzung am 3. Juli sein – und rausgeworfenes Sitzungsgeld. Das kann niemand wollen. Wollbrink sollte einlenken und auf die bürgerliche Mehrheit zugehen – zum Wohle aller Bürger.

Pressesprecher der Landesvereinigung FREIE WÄHLER NRW tritt zurück

Rheda-Wiedenbrück, 25. Juni 2012 Landespressesprecher Peter Ries zurückgetreten

Rheda-Wiedenbrück –  Der Landespressesprecher der FREIEN WÄHLER NRW, Peter Ries, ist auf der Mitgliederversammlung in Rheda Wiedenbrück am vergangenen Sonntag mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten. Ries stellte sein Amt aus persönlichen Gründen zur Verfügung. „Im Herzen bleibe ich der Landesvereinigung und den FREIEN WÄHLERN NRW treu“, so der 56-jährige Journalist. Er bedauerte zutiefst, dass es seine persönlichen Umstände nicht mehr ermöglicht hätten, seine Aufgaben als Landespressesprecher weiter nachzukommen. Einzelheiten werde er jedoch nicht bekannt geben.

In der Anschlussrede würdigte der Landesvorsitzende Rüdiger Krentz die „herausragende journalistische Arbeit“ von Peter Ries und hob hervor, dass er sein Amt mit „Leidenschaft“, „Tatkraft“ und „Entschlossenheit“ ausgefüllt habe. Krentz bedauere den Rücktritt sehr, habe aber auch Verständnis für seine Entscheidung.

Mit Gründung der Landesvereinigung 2011 wählten die Mitglieder den aus Düsseldorf-Garath stammenden Kommunalpolitiker mit großer Mehrheit zum Landespressesprecher.

Hier bemühte sich der demissionierte Landespressesprecher gegenseitiges Verständnis und Vertrauen in der Öffentlichkeit aufzubauen, zu pflegen und sämtliche Maßnahmen einzuleiten, die auf eine Zusammenarbeit mit Journalisten beziehungsweise Redakteuren abzielten, um damit die Ziele der FREIEN WÄHLER öffentlich zu machen.

Zu seinem Verantwortungsbereich gehörte zudem der Aufbau und Pflege des Internetauftritts. Am Programmflyer der FREIEN WÄHLER sowie Aufbau der Landesvereinigung war er als Vorstandsmitglied maßgeblich beteiligt.