Herford, 24. Juni 2010       Transparenz bedeutet „Durchsichtigkeit“
Zwei Begriffe benutzt Bürgermeister  Bruno Wollbrink (SPD) besonders gern: „Bürgerkommune“ und „Transparenz“.
Letzterem  ist ein aktueller Pressebericht der Stadt Herford vom 23. Juni 2010 (s.  unten) gewidmet. Er lässt aufhorchen, ist es doch Wollbrink,  der seit der Kommunalwahl selbst die so  genannten „Elefantenrunden“  beim Bürgermeister  abgeschafft hat, in welchen die  politischen  Gruppierungen innerhalb des Rates über beabsichtigte  Entscheidungen  informiert wurden.
Diese Praxis ist – wie seinerzeit zum Beispiel   auch von Herrn Meistes vom HK http://www.liste2004.de/press/ralf-meistes-herforder-aspekte kritisiert – seit der Kommunalwahl im Herbst 2009 lediglich noch den   Fraktionsspitzen vorbehalten, während die „fraktionslosen“   Ratsmitglieder, die immerhin rd. 2.300 = 9 % der Wählerinnen und Wähler   Herfords vertreten, nicht  beteiligt werden.
So sind die „fraktionslosen“  Bürgervertreter delikaterweise darauf angewiesen, sich die wichtigen  Informationen mal hier, mal dort zu „beschaffen“.
Gleichwohl heißt es in dem aktuellen  Pressebericht der Stadt Herford:
Bürgermeister  Bruno Wollbrink  unterbreitet Vorschläge, um die Entscheidungen der  Herforder  Finanzholding Herforder Versorgungs- und  Verkehrs-Beteiligungs-GmbH  (HVV) transparenter zu gestalten.
Die Entscheidungen der  Herforder Finanzholding Herforder  Versorgungs- und  Verkehrs-Beteiligungs-GmbH (HVV) sollen für Rat und  Öffentlichkeit  transparenter gestaltet werden. Bürgermeister Bruno  Wollbrink hat daher  dem Aufsichtsrat der HVV, die die Wirtschaftsführung  der kommunalen  Tochterunternehmen und Beteiligungen kontrolliert,  entsprechende  Vorschläge unterbreitet. In interfraktionellen Gesprächen  soll die  verstärkte Einbindung des Rates in den Entscheidungsprozess  geklärt  werden.
In Politik und   Öffentlichkeit war immer wieder kritisiert worden, dass wesentliche   Entscheidungen zu städtischen Angelegenheiten ohne Beteiligung des   gesamten Rates und nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit getroffen   würden. Dies liegt zum einen am GmbH-Gesetz, das in öffentlicher  Sitzung  des HVV-Aufsichtsrats die Behandlung von Themen nur in geringem  Maße  zulässt. Zum anderen sind in dem Gremium nur die Ratsfraktionen   vertreten. Dadurch sind die fraktionslosen Mitglieder des Rates von den   Entscheidungen ausgeschlossen.
Überdies verpflichtet das  GmbH-Gesetz,  die Mitglieder des HVV-Aufsichtsrats zur Verschwiegenheit.  Sie dürfen  öffentlich nicht über Angelegenheiten der HVV informieren,  die die  geschäftlichen Interessen der Holding und ihrer Töchter  beeinträchtigen  könnte. Dies schließt die Weitergabe von Informationen  an die  Ratsmitglieder aus, die nicht im HVV-Aufsichtsrat präsent sind.
Bürgermeister   Bruno Wollbrink schlägt daher vor, künftig bei grundsätzlichen die   Stadt betreffenden Sachverhalten die Entscheidung durch den   HVV-Aufsichtsrat an den Rat zu delegieren. Da die Gemeindeordnung des   Landes NRW nicht so strenge Maßstäbe wie das GmbH-Gesetz vorgebe, sei es   möglich, die Öffentlichkeit und den Rat insgesamt an der   Entscheidungsfindung teilhaben zu lasssen. Hierfür müssten die   Gesellschaftsverträge der HVV und möglicherweise der übrigen   Konzerngesellschaften überarbeitet werden.
Allerdings weist das   Stadtoberhaupt darauf hin, dass dies nicht zwangsläufig eine öffentliche   Behandlung aller Themen im Rat bedeute. „Die Öffentlichkeit der   Tagesordnungspunkte im Rat ist ebenfalls an Regularien gebunden, die zu   beachten sind. Wenn schützenswerte Interessen zu berücksichtigen sind,   werden diese Angelegenheiten im nichtöffentlichen Teil verhandelt und   entschieden“, so Bruno Wollbrink.
Außerdem sei die Einrichtung  eines  Aufsichtsrates für die MARTa Herford GmbH und die   Stadtmarketinggesellschaft Pro Herford denkbar. Ein aus Ratsmitgliedern   bestehender Aufsichtsrat, der auf der Ebene der Herforder Beteiligungs   GmbH (HBG) gebildet würde, könnte so intensiver die Geschäftsführung  und  Entscheidungen dieser Gesellschaften unter die Lupe nehmen.  Allerdings,  darauf weist der Verwaltungschef hin, ist der dauerhafte  Bestand der  HBG als Zwischenholding aus steuerlichen Gründe gefährdet.  Die  abschließende steuerliche Risikoabschätzung sei hier abzuwarten.
Die   genannten Gesellschaften könnten alternativ aber auch jeweils einen   eigenen Aufsichtsrat bilden. Auf dem Weg dahin sei das Museum MARTa   Herford. Hier würden die Fraktionsvorsitzenden seit der letzten   Gesellschafterversammlung mit zu den Gremiensitzungen eingeladen.   Dadurch werde die Politik bereits in Teilen eingebunden. Allerdings sei   zu bedenken, dass mit zusätzlichen Gremien auch ein weiterer   bürokratischer Verwaltungsaufwand verbunden sei. Als weitere Möglichkeit   käme daher in Betracht, das Geschäftshandeln der MARTa Herford GmbH  und  der Stadtmarketinggesellschaft Pro Herford in regelmäßigen  Abständen im  Haupt- und Finanzausschuss zu besprechen.
Schließlich  schlägt Bruno  Wollbrink die Schaffung eines Bilanz-/ Finanzausschusses  für die HVV vor.  Aufgabe dieses Gremiums wäre es, den HVV-Aufsichtsrat  zu entlasten. In  dem Bilanz-/Finanzausschuss könnten wirtschaftliche  Detailfragen im  Vorfeld der eigentlichen Aufsichtsrats-Sitzung von den  Fachleuten der  Fraktionen gründlicher als bisher behandelt werden.
„Insgesamt  zielen  diese Vorschläge darauf ab, die Öffentlichkeit mehr zu  teilhaben zu  lassen und den Rat stärker als bisher in die  Entscheidungsfindung  einzubinden“, so der Bürgermeister. „Damit  setzen wir das fort, was wir  bereits 2005 eingeleitet haben. Bis dahin  waren HVV-Sitzungen  prinzipiell nichtöffentlich, seither gibt es  immerhin einen öffentlichen  Teil.“ Zudem bekämen die Mitglieder  des Rates einen größeren Einblick  in das Handeln von wichtigen  Einrichtungen wie MARTa und der Pro  Herford. „Ich bin mir sicher,  dass dies mehr Transparenz schafft als  bisher.“